Weihnachten bei uns zuhause – und die Antwort auf die Frage, wo zuhause eigentlich ist

Wir sind wieder daheim – die zweite lange Reise in diesem Jahr liegt hinter uns. Aber ob wir auch zuhause sind, das konnte ich lange nicht beantworten. Vor gut einem Jahr sind wir nach 12 Jahren aus der Hamburger City zurück in die Heimat gezogen. Ich habe nie wirklich gesagt, wo das ist, wohl einfach, weil ich selbst erst einmal ankommen wollte.

Zu Beginn ist mir das sehr, sehr schwer gefallen. Das Ankommen meine ich. Zu sehr habe ich Hamburg, mein Zuhause, vermisst. Ich habe versucht das in Worte zu fassen: Weil mir manchmal so ein Kloß im Hals sitzt, den man Vermissen nennt. In Hamburg bin ich quasi groß geworden – sprich erwachsen. Nach dem Studium der erste Job, dort geheiratet und auch unsere beiden Kinder bekommen. Ja, Hamburg war und ist für mich der Inbegriff meines „eigenen Lebens“. Ich meine fernab von Elternhaus, Schule und so weiter. In Hamburg war ich immer nur ich. Das fand und finde ich in Hamburg toll. Diese Anonymität.

Wohl eben vielleicht auch, weil unser neuer/alter Wohnort den Begriff Anonymität oft vermissen lässt, habe ich mir Zeit gelassen. Zeit dafür, hier erst einmal ein bisschen wieder anzukommen. Ein gutes Jahr später ist es nun da, dieses Zuhause-Gefühl. Wir sind endlich in unserem neuen Umfeld angekommen. Wohl auch, weil wir nun eine tolle Kita in unserem Viertel haben. Ich genieße es am Morgen durch die Straßen zu radeln und viele bekannte Gesichter zu grüßen. Dass unsere Kinder sich mit Freunden um die Ecke verabreden können und dass unsere Tochter gemeinsam mit ihren Freunden ab dem kommenden Jahr einfach zur Schule laufen kann. All diese Dinge habe ich mir nämlich gewünscht oder besser: Nach ihnen habe ich mich in Hamburg gesehnt. Viele davon habe ich aufgeschrieben, in meinem Artikel Tschüss City, hallo Häuschen – ein neues Zuhause für die Familie.

Weihnachten steht vor der Tür und so langsam macht sich ein Zufriedenheitsgefühl in mir breit. Ein „Es ist gut so, wie es ist“-Gefühl. Die Weihnachtszeit ist nämlich für uns, wie für viele andere, eine ganz besondere Zeit. Es ist schön geschmückt, ein oder zwei Wochen vor Weihnachten holen wir immer schon den Baum. ‚Damit wir mehr davon haben‘. Mittlerweile begleiten das alles auch meine Eltern. Ja, Oma, Opa und Oma haben einen besonderen Stellenwert in unserem Leben eingenommen. Die Nähe zueinander macht die Beziehungen, besonders zu den Kindern, viel intensiver. In der Weihnachtszeit versuchen wir schon immer wieder zwischendurch „Kleine Feste“ zu feiern. Zum Kaffee und Nikolausmarkt zu meinen Eltern etwa oder zum Familien-Raclette bei uns daheim. Raclette und Käsefondue würde ich ohnehin als Dreh- und Angelpunkte von uns in der Weihnachtszeit bezeichnen ;-)

Und noch eine neue Tradition haben wir seit dem letzten Jahr: Unsere Kinder haben in der Weihnachtszeit ihren eigenen kleinen Tannenbaum im Kinderzimmer.

 

Die Großeltern machen es auch möglich, dass wir uns abends mit unseren Freunden zu treffen. Ohne Kinder. Bei der Oma übernachten die Kinder auch unheimlich gerne. Auch meine beiden Schwestern stehen mal für spontane Übernachtungspartys bereit. Ihr hört es schon, es gibt eine ziemlich große Familie und genau mit der wird an Weihnachten auch gefeiert. Um die zweite Oma auch zu sehen, werden wir in diesem Jahr sogar einen dritten Weihnachtstag einrichten.

Heiligabend geht es los in kleinem Kreis, Oma, Opa oder meine Schwester und Schwager. Vorher geht es in die Kirche. In diesem Jahr freue mich mich besonders darauf, nun ganz viele bekannte Gesichter zu treffen. Auf einmal feiern wir nicht mehr in der ganz kleinen Familie wie all die letzten Jahre in Hamburg. Das hat definitiv auch etwas, aber so finde ich es schöner. Auch, dass ich jetzt am ersten Weihnachtstag der Gastgeber bin. Der Rest der Familie aus Berlin reist an und Oma und Opa kommen auch. Da wir dann wieder schnell 10 Leute an der Tafel sind, schwanke ich noch zwischen einem großen Kalte-Platten-Gemetzel (ich mag es, wenn man ganz lange zusammen sitzt und immer wieder etwas isst), Raclette (könnte aber ein bisschen langeilig werden, nachdem es das schon im letzten Jahr am Ersten gab und in der Weihnachtszeit ja auch) oder Boeuf Bourguignon.

Bei meinen Eltern ist am 2.Weihnachtstag immer das Großfamilientreffen. Und das ist mittlerweile nicht mehr 300 sondern nur noch wenige Kilometer entfernt. Da ich ja, wie die meisten von euch schon wissen, 4 Schwestern habe, sind wir an Weihnachten direkt 20 Personen, 8 davon Kinder. Ich denke, ihr könnt euch ungefähr ausmalen, was das für eine bunte Veranstaltung ist. Ich bei meinen Eltern Gott sei Dank recht pragmatisch groß geworden. Weihnachten gibt es nach Gans zum Mittag erst (wie zu allen Festen) Tiefkühltorte und abends Kartoffelsalat mit Würstchen. Ich glaube fast, mit fünf Kindern ist es anders auch nicht möglich.

Ja, Weihnachten jetzt „wieder hier zuhause zu sein“ ist toll. Es entschleunigt das vorher durch die Kurverei immer ziemlich stressige Fest enorm. Aber Weihnachten bei uns zuhause, das fängt schon früher an. Beim großen Nachbarschaftsessen diese  Woche, wo alle von 3-80 Jahren an unserem Tisch versammelt sind, bei Käsefondue mit Schwester & Schwager, beim Raclette mit Oma, Opa & Oma, bei Rouladen mit unseren Freunden am Tisch und dem Weihnachtszeitbesuch aus Hamburg. Ja, Weihnachten ist für mich fast mehr die Zeit davor, das Gastgeben bei uns zuhause. In unserem Hause. Das irgendwo an der Grenze von Münster steht, neben Feldern und wo Hund und Katz sich Gute Nacht sagen. In unserer beider Heimatstadt in NRW. Wo wir studiert haben, uns kennengelernt. Wer Münster nicht kennt: Es ist eine Studentenstadt mit gut 300.000 Einwohnern. Geprägt durch ein historisches Stadtbild und liegt mitten in dem von Pferden und Wasserburgen geprägten Münsterland. Hier fährt man Fahrrad, trinkt gerne ein Bierchen und isst deftig. Es ist gemütlich, unaufgeregt.

Oft habe ich daran gedacht, ob ich wirklich zu den Wurzeln zurückkehren will. 12 Jahre Großstadt haben aus mir definitiv einen anderen Menschen gemacht. Ich bin längst nicht mehr die typische Westfälin. Die natürlich mit Pferden groß geworden ist und klassisch in Münster BWL studiert hat. Nein, ich habe 12 Jahre im bunten Hamburg-Altona gewohnt – weit weg vom Planeten der Glückseligkeit, wie ich Münster gerne nenne. Ja, Münster ist für mich nicht bunt und pulsierend – so wie sich Hamburg für mich anfühlt. Hamburg bezeichne auch ich gerne als Tor zur Welt – ich finde oft, das Gegenteil ist hier in Münster der Fall. Aber hey, gerade freue ich mich aber für mich und meine Familie genau auf diesem Planeten der Glückseligkeit zu leben. Wo man mittwochs auf den Markt geht, sonntags zu Oma und Opa zum Kaffee, wo man zum Biergarten radelt und sich mit Freunden zum Grillen trifft. Hört sich ein bisschen spießig an? Ist es auch, ist Münster auch. Aber kann man auch beides sein? Ich meine Münster und Hamburg? In vielen Teilen bin ich nämlich gerne der Spießer mit dem beschaulichen Familienleben. Aber eben nicht in allen. Andere Teile in mir sind bunt, laut und vor allem sehr, sehr offen zur großen, weiten Welt gewandt. Ja, in meiner Brust schlagen zwei Herzen und so freue mich mich mittlerweile, wenn ich von meiner Lieblingsstadt Hamburg oder aus vielen anderen Ländern der Welt zurück ins beschauliche Münster fahre.

Wollt ihr mehr von unserem Alltag wissen? Gerne erzähle ich euch hier auf dem Blog ein bisschen darüber.


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