Und wenn du nicht brav bist, dann kommt der Weihnachtsmann nicht – Angst oder Erziehung?

Sie ist wieder da. Die Zeit, in der man, oder seien wir direkt ehrlich: wir Eltern gerne eine weitere Instanz bemühen unsere Kinder zu erziehen. Eine, die Macht hat, große Macht. Vor der die Kinder Respekt haben, großen Respekt. Manche vielleicht sogar ein bisschen Angst. Auf jeden Fall Ehrfurcht. Was der Weihnachtsmann sagt (bleiben wir bei diesem Thema mal beim Weihnachtsmann, der wirkt noch autoritärer als das goldgelockte Mädel), das stimmt. Und der Weihnachtsmann, der bringt Geschenke. Natürlich nur zu den braven Kindern. Und weil der Weihnachtsmann nicht überall sein kann, haben wir eine direkte Leistung zu ihm.

Wir haben Festnetz- und Handynummer oder auch seine Email-Adresse. Auf die Post können wir anders als bei den Wunschzetteln nicht warten. Nein, der Weihnachtsmann muss direkt informiert werden. Hörer in die Hand und los. Dann folgen Monologe getarnt als Dialoge. Dialoge mit unserem Verbündeten in Erziehungsfragen. Denn der Weihnachtsmann bläst mit uns in ein Horn, was Strafen angeht. Wer nicht brav war, zu dem kommt er nämlich gar nicht erst.

Strafen werden in der Erziehung längst in Frage gestellt. Was ich vorweg aber zunächst einmal in Frage stellen möchte: Wünschen wir Eltern uns noch ehrfürchtigen Respekt vor uns – oder sogar ein bisschen Angst, damit unsere Kinder spuren? Anders kann ich mir es ja fast nicht erklären, denn damit zu drohen, dass der Weihnachtsmann zu einem Kind nicht kommt, weil es nicht brav war, damit macht man nur eins: Angst.

Brauchen wir diese Angst um zu erziehen? Geht es nur damit und sind wir da nicht wieder in der Generation unserer Eltern? Durch Drohungen erziehen? Diese Drohungen lösen meiner Meinung nach nichts aus. Das einzige, was sie schüren, sind Ängste und das Kleinmachen. Denn wer will schon ein “so schlechtes Kind” sein, zu dem der Weihnachtsmann nicht kommt?

Ich bin ehrlich: Ich kann diese Androhungen aber auch verstehen. Wir Eltern fühlen uns oft hilflos. Was machen mit dem Nachwuchs, der immer nur Unsinn macht? Alles Reden hilft nichts. Konsequenz würde vielleicht helfen und da fassen wir uns mal direkt selbst an die Nase: Wer von euch wäre bitte so konsequent und würde den Weihnachtsmann nicht kommen lassen? Ich hoffe doch wohl niemand.

Es ist also am Ende des Tages eine leere Drohung, die nur dazu dient, den Kindern eine angebliche Macht zu demonstrieren. Ich sage nicht, dass ich das nicht auch mache, ich mache das sogar häufig: Den Tag, an dem meine Kinder rauskriegen werden, dass bei 3 so überhaupt nichts passiert, den wünsche ich mir in ganz ferne Zukunft. Bis dahin zähle ich schon “eins, zwei, dr…” – klappt.

Was bei uns oft nicht klappt, ist die Sache mit dem Hören. Ich hatte ja seinerzeit wirklich meine Tochter mal zum Ohrenarzt gebracht, weil ich dachte, da müsste von der letzten Erkältung wohl ein Pröpfel im Ohr stecken geblieben sein. Der Mann sagte mir schmunzelnderweise, dass mit den Ohren zumindest alles in Ordnung sei. Also, an den Ohren liegt es nicht. Es liegt wohl eher an den kindlichen Gedankengängen, an ihrer anderen Welt, an ihren Werten.

Gestern haben unsere Kinder Teile der Innenausstattung des Autos geschrottet. Ich vermute, CJ rein aus Missgeschick (die Becherhalter waren einfach im Weg, als er in Gummistiefeln und  gut 15 Kilo Lebendgewicht das Auto über die Mittelkonsole verlassen musste) und bei Lütti kindliche Neugier, als sie das Lüftungsgitter in Einzelteile auseinander genommen hat und alle fein säuberlich in den Schacht gesteckt hat. Aber das sind natürlich reine Vermutungen – sie waren es nämlich beide nicht. #erwarserwars #siewarssiewars

Wir Eltern waren in jedem Fall sauer. Stefan besonders, weil er Stunden damit zugebracht hat die kaputten Sachen zu suchen und Ersatzteile zu organisieren. Es gab mehre Standpauken, die CJ mit seinen 3 Jahren jetzt nicht ganz so tangierten. Eine Leserin schrieb mir die Sache mit den Werten. Für unseren Sohn ist es nämlich nicht ganz nach vollziehbar, dass Papa sich bei einem Auto so aufregt und bei einem Spielzeug nicht. Aber Strafe sollte her, ja, Stefan war richtig wütend und wollte den Kindern gleich den frisch gekauften Weihnachtsbaum wieder entziehen.

Bad guy, good guy – wer kennt es nicht in der Elternschaft. Wir wechseln in diesen Rollen Gott sei Dank immer wieder ab. Der Weihnachtsbaum steht also. Es war eine Freude ihn mit allen zusammen zu schmücken und die Kinder um ihren eigenen Weihnachtsbaum herumtanzen zu sehen.

Aber wie denn dann nun die Kinder erziehen? Ich glaube Angst und Schrecken bringt nichts. Ich glaube Kinder sollten sogar sehen, wenn Eltern sich ärgern. Die sollten dann aber auch erklären, warum sie sich so ärgern und die Kinder sollten sich erklären, wie es denn dazu gekommen ist. Ich bin wirklich der Überzeugung, dass die meisten Dingen aus Missgeschick oder Unverständnis für unsere Situation geschehen. Was aber wichtig ist, Kindern auch Werte zu vermitteln und dazu gehört auch, dass manche Dinge einen hohen materiellen Wert haben. Ich werde heute Nachmittag nochmal versuchen mit den beiden zu sprechen. Versuchen, dass sie uns Eltern verstehen. Ich versuche sie besser zu verstehen und so wird bei uns auf jeden Fall der Weihnachtsmann kommen. Allerdings bin ich wohl auch manchmal konsequent, dass es die Weihnachtsplätzchen wirklich nur bei ordentlichem Zähneputzen gibt und die Weihnachtsgeschichte wirklich nur vorgelesen werden kann, wenn die Kinder zügig ins Bett gehen.

In diesem Sinne wünsche ich euch eine schöne Vorweihnachtszeit. Ich probiere es übrigens vielleicht mit einem kleinen Wichtel, der Kinder und Eltern gut versteht. Vielleicht kann er den Kindern ja das ein oder andere auch mal erklären ;-)


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