Was kann man von den Großeltern eigentlich erwarten? Zwischen Full-Time Babysitting und No-Show

Diese Frage hat mir vor langer Zeit mal eine Leserin gestellt, die mit den Schwiegereltern und der 2-jährigen Tochter im Urlaub war und es leider nicht so lief, wie sie gehofft hatte. In der Woche waren die Großeltern für 3 Stunden und einen Abend da um den Eltern die erhoffte Paarzeit zu verschaffen. Heute will ich endlich mal darauf antworten, auf die Frage, was man von Großeltern eigentlich erwarten kann, oder vielleicht eher sollte? Denn auch in der jüngeren Vergangenheit gab es immer wieder Leser, bei denen es mit den Großeltern eben nicht läuft wie im Bilderbuch…

Man selbst ist ja in der Schwangerschaft ein Hormonschiff. Zumeist ein Schiff der Glückseligkeit. Der Nestbautrieb setzt ein und genauso, wie man das Zuhause so heimelig wie möglich gestalten möchte, so heimelig soll doch bitte auch die eigene Familie sein. Eine Wolke der Glückseligkeit und Freude soll das Kind umgegeben. Ja, ich glaube grundsätzlich auch, dass Großeltern neben den eigenen Eltern sich wohl am allermeisten über die Geburt eines Kindes freuen, das mit den Hormonen fällt allerdings weg. Und so beobachtet man nicht selten, das die Freude zwar da ist, die Aufopferungsgabe, die Eltern mit in die Wiege gelegt wird (Gott sein Dank), aber fehlt. Die Erwartungshaltung der Eltern ist aber eine andere. Man erhofft sich, dass dem Enkel oder der Enkelin mindestens das zu Teil wird, was man selbst von den Eltern bekommen hat. Also Liebe und Aufopferung. Zudem geht es ja nicht nur um das Enkelkind, sondern man selbst bleibt doch auch das Kind, um das sich die Eltern sorgen müssen – oder etwa nicht?

Ich erinnere mich noch sehr genau an den Wochenbettbesuch meiner Eltern in Hamburg. Damals stand der Blogbeitrag unter der Überschrift: Ins Blog schreiben ist wie Wehen wegatmen – meine Eltern zu Besuch im Wochenbett. Und dieser Satz begleitet mich noch heute. Denn oft, wenn mir der Arsch platzt, dann schreibe ich ins Blog. Und bei diesem Besuch meiner Eltern, da ist mir so richtig der Arsch geplatzt!!! Wenn ich ihn jetzt lese, kommen mir die Tränen vor Lachen, aber ich weiß noch ziemlich genau, wie damals die Tränen vor Wut kamen. Mann, war ich sauer.

Also, was kann man eigentlich erwarten? Ich persönlich habe ja die Erfahrung gemacht, dass es durchaus sehr hilfreich ist, seine Wünsche zu kommunizieren. Erwartungen finde ich nicht richtig, denn Erwartungen können meine Kinder an mich haben, ich aber nicht an die Großeltern meiner Kinder, denn es sind ja meine Kinder. Mittlerweile wohnen wir ganz in der Nähe meiner Eltern. Wir haben uns ganz ehrlich lange Zeit gefragt, ob das eine gute Idee ist. Denn genauso wie Kinder oft Erwartungen an ihre Eltern haben, haben Eltern diese ja andersherum auch und ich hatte etwas Angst davor, wie SEHR meine Eltern uns einbinden möchten oder sich bei uns womöglich einmischen.

All diese Ängste waren unbegründet, es klappt echt gut. Was sich allerdings nicht geändert hat: Ich muss unsere Wünsche durchaus kommunizieren. Meine Eltern rufen hier nicht jede Woche an und fragen, wann sie denn nun ihre lieben Enkelchen sehen können, nein. Aber hier wie in Hamburg sind sie immer dann am Start, wenn Not am Mann ist. Ich weiß noch, wie mein Vater unsere 9 Monate alte Tochter in Hamburg betreut hat, als ich ins Krankenhaus musste und Stefan arbeiten. Sogar zum Stillen hat er sie mir immer vorbeigebracht.

Hier läuft das auch so. Brauchen wir in den Ferien Unterstützung, dann kommen sie. Letztes Wochenende haben die Kinder sogar dort übernachtet und es hat echt gut geklappt. Aber auch, weil wir Eltern das einfach mal laufen lassen haben. Wir hatten ihnen nämlich nicht so wirklich zugetraut, dass sie das hinkriegen – über Nacht mit beiden. Bis unsere Tochter Omi und Opa gegenüber gesagt hat, sie möchte da schlafen. Ok, kommste nicht mehr raus… Lief aber auch super, alle waren zufrieden, hatten beste Laune. Also einfach mal machen. :-)

Was man als Kind aber erwartet, nämlich dass sich die Eltern, also Oma und Opa, nicht dauernd einmischen – das muss man dann natürlich auch selber hinkriegen. Dass meine Kinder bei meinen Großeltern gerne die vielen Kuscheltiere verarzten, die teilweise wohl ca. 30 Jahre auf dem Buckel und wer weiß wieviele Milben in sich tragen, das muss man dann eben aushalten können. Auch dass mein Vater meinen Sohn gerne mit Fleischkäse abfüllt, muss ein Haushalt mit Veggie-Oberhaupt und sonst nur Bio-Fleisch aushalten können. Nicht mal angefangen mit dem Thema Süßspeisen, insbesondere Kuchen. Sprühsahne kennt unser Sohn erst von Oma und Opa und da nimmt er die dann gerne auch löffelweise direkt in den Mund – und der eingeschweißte Straciatella-Kuchen plus die 500g Keksgebäckmischung ist nach Aussage von Opa der Kinder Liebstes…

Ja, man muss aushalten können. Man muss aber auch was zurückgeben, finde ich. Großeltern vor allem als “Umsonst-Babysitter” einzusetzen, ist eine Variante. Die ich ehrlicherweise mit meinem Gewissen nicht vereinbaren kann. Andere können das, das weiß ich. Finde ich aber nicht richtig, denn es sind ja meine Kinder, nicht ihre. Und so nehme ich das, was wir kriegen, nicht als selbstverständliche Leistung. Dafür gibt es Babysitter. Die bezahlt man und solche sollte man auch noch haben. Hatten wir in Hamburg, haben wir hier. Das gibt Freiheit, Freizeit und Unabhängigkeit. Denn ich bin ehrlich: Ich möchte auch nicht wieder von meinen Eltern abhängig sein, das finde ich ungesund für die Beziehung und das Familiengefüge.

So wie es jetzt läuft, ist es gut. Und ich bin froh darum, dass wir nun hier wohnen und Großeltern wie Kinder Zeit miteinander verbringen können. Denn so kommen wir wieder auf den Anfang des Artikels: Ich glaube, niemand außer den Eltern liebt die Kinder mehr als die Großeltern (manchmal auch Onkel und Tante). Dass es davon auch Ausnahmen gibt, das weiß ich auch. Aber dadurch, dass ich es nicht mehr erwarte, kann ich mich viel mehr an dem erfreuen,  was ich habe, und muss mich nicht mehr darüber ärgern, was ich nicht habe. Und diese Blumen hier, die sind für meine Mama, die bei mir zuhause nicht putzt, aber dafür Rollenspiele mit den Kindern macht. Und mein Papa? Der hat Griebenschmalz bekommen – da lässt sich der Fleischkäse bestimmt gut drin wenden. :-)


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