Vorab: Ein ganz genaues Alter kann man natürlich nicht angeben, denn Kinder sind einfach ganz unterschiedlich in ihrer Entwicklung. Und auch ist Skifahren ein Sport, der bestimmt nicht jedem Spaß macht. Ich selbst bin erst mit 18 Jahren zum Skifahren gekommen. Überredet von meinem damaligen Freund und heutigem Mann: Stefan. Er selbst steht seit dem Kindesalter auf den Brettern. Ich konnte diese Begeisterung anfangs ehrlich nicht nachvollziehen. Viel Geld bezahlen um in aller Frühe Sport zu machen? Das soll dann Urlaub sein? Ok, nach meinem ersten Skiurlaub konnte ich es verstehen.
Das aber vielleicht als wichtiges Learning für Eltern vorab: Gerade bei kleinen Kindern ist ein Skiurlaub eher ein Winterurlaub. Kinder wollen viel mehr machen, als “nur” auf der Piste stehen. Spielen im Schnee, Schlittenfahren, vielleicht noch Tiere streicheln, ins Schwimmbad gehen. Unser 3-Jähriger schaute mich am dritten Tag im Allgäu morgens mit großen Augen an, als es hieß, es gehe wieder zum Skifahren. “Aber warum Mama? Skifahren macht ja Spaß, aber müssen wir das jetzt jeden Tag machen?” Nachvollziehbar, zuhause macht er ja auch nicht jeden Tag das Gleiche und wenn es drinnen viel zu spielen gibt, wo es nicht kalt ist und klar: auch nicht so anstrengend, dann ist das auch schön.
“Alles kann, nichts muss”, das sollte also wohl das Motto von Eltern sein, die einen Winterurlaub buchen. Schon bei unserem ersten Mal in den Bergen war das auch unser Motto, als unsere damals gerade Vierjährige das erste Mal auf den Brettern stand, in der Skischule Wilder Kaiser. Den einen Tag war sie hochmotiviert, den anderen wollte sie gar nicht. Wir haben sie gelassen. Der kleine Bruder war mit seinen 1,5 Jahren ja noch in der Kinderbetreuung, da war Lütti dann halt auch mal dabei. Ein Misch aus gutem Skikurs, spielen und dann auch mal mit Papa fahren war genau das Richtige.
Insgesamt würde ich auch sagen, dass das Alter zwischen 4 und 5 ein insgesamt recht gutes ist, um mit dem Skifahren zu beginnen. Ab 5 Jahren kommt bei Kinder die Feinmotorik und Koordination dazu, das war dann auch das Alter, als unsere Tochter vom Kinderland auf die Skipiste gewechselt ist. Mit 5 Jahren fuhr sie in Südtirol und im Allgäu am Ende recht sicher auch mit uns die Piste. Die wirkliche große Freude am Skifahren, dieses jeden Tag voll motiviert auf die Bretter steigen und am liebsten den ganzen Tag fahren, das kam jetzt aber erst diese Saison, mit 6 Jahren. Ich glaube, vorher sollten Eltern das auch nicht erwarten. Kleineren Kindern fehlt es auch schlichtweg an der Kraft. Denn auch oder gerade das Schneepflug fahren ist verdammt anstrengend. Jetzt mit 6 Jahren fährt sie schon recht gut parallel und hat Kraft für einen ganzen Skitag.
So haben wir es also mit unserer Nr. 1 gehandhabt. Ich glaube, insgesamt recht ideal. Heute fährt sie sicher alle Pisten runter und wir als Eltern haben auch das Zutrauen in sie, sie überall im Skigebiet mitnehmen zu können.
Und die Nr. 2? Ja, Kinder sind unterschiedlich, das darf man nie vergessen. Wussten wir bei unserer Tochter, dass sie es einfach können will, so wussten wir bei unserem Sohn auch: Entweder er hat Lust. Oder eben nicht. Ich glaube, das ist auch der Schlüssel: Kinder schon auch fordern, aber nicht überfordern. Dann geht das Ganze nach hinten los. Beim Einen ausgeprägter, beim Anderen langfristiger.
Da unser Sohn früh gesehen hat, wie wir alle fahren, wollte er mit 2,5 Jahren das erste Mal auf die Ski. Für uns klar ein Alter, in dem man Kinder mal auf die Bretter stellen kann, aber ihnen bitte nicht versucht das Skifahren beizubringen. Das Gleichgewicht ist noch nicht ausgeprägt und auch der Entwicklungsstand des Körpers ist noch nicht soweit. Der ist also in seiner ersten Saison ein paar Übungshänge gefahren, aber allein um positive Erfahrungen am Element Schnee zu sammeln.
Diese Saison mit 3,5 Jahren ging es dann los in den ersten Skikurs. Für so Kleine reicht es völlig aus, nur vormittags zu fahren. Für alles andere reicht im Normalfall die Kraft eh nicht. Zur Kraft kommt aber auch der Kopf und dieser ist ja teilweise recht willensstark. Wollte er am ersten Tag gar nicht runter von den Ski und ist nachmittags gleich weiter gefahren, wollte er am zweiten Tag dann schon vormittags abgeholt werden. Ihr seht: “Alles kann, nichts muss.” Bitte nicht versuchen, etwas zu erzwingen, das macht nur viel kaputt. Er ist in seinem ersten Kurs insgesamt ungefähr 4 Vormittage gefahren. Das reichte, hat noch Spaß gemacht, war aber auch nicht so, als hätte er sich danach nichts schöneres als Skifahren vorstellen können :-)
Nun waren wir mit den Kindern noch eine Woche im Brandnertal zum Skifahren. Wir haben beide Kinder bei der Skischule Brandnertal angemeldet. Für unsere Tochter war es der fünfte Skikurs, für unseren Sohn der zweite. An dieser Stelle der Hinweis: Bitte, liebe Eltern, meldet euer Kind in einer professionellen Skischule an. Eltern sind Eltern und keine Skilehrer und dem Verhältnis zwischen Eltern und Kind ist es auch nicht gerade zuträglich, wenn es Zank auf der Piste gibt. Ich weiß, wovon ich spreche, mir hat mein Mann das Skifahren beigebracht…
Ja, mein Mann fährt mittlerweile seit gut 30 Jahren Ski und hat im Studium auf Skifreizeiten als Skilehrer gearbeitet. Ich selbst habe im Studium einige Wochen in den Bergen gearbeitet und fahre trotz spätem Start auch recht gut. Trotzdem bin ich der Meinung, dass Kinder definitiv in eine Skischule gehören. Wenn sie außerhalb der Kurszeiten mit Mama und Papa fahren, ist es natürlich toll, wenn diese so sicher fahren, dass sie den Nachwuchs sicher überall runter bringen. Notfalls zwischen den Beinen oder auf dem Rücken. An dieser Stelle auch der Hinweis, dass uns von Skischulen ganz klar von den Brustgeschirren für Kinder abgeraten wurde, wie man sie teilweise auf der Piste sieht.
Wir haben bisher ausschließlich positive Erfahrungen mit Skischulen gesammelt. Mit am besten für das erste Lernen finde ich die Skischule im Allgäuer Berghof. Einfach weil sie direkt am Hotel ist und für ganz Kleine viel gemacht wird, z.B. Singen mit dem Schneemaskottchen Zimi, Tanzen, Vorlesen usw. Auch ist der Betreuungsschlüssel extrem gut.
Sehr begeistert, im Besonderen vom hohen Lernerfolg und der Herangehensweise waren wir jetzt bei unserem Urlaub in der Ferienwohnung von Landal Brandnertal von der Skischule Brandnertal. Die Kleinen lernen auf dem Kinderhang an Stationen nach individuellem Können und Fortschritt und die Größeren werden am ersten Tag durch Vorfahren eingestuft. Sprich: Es wird eine kleine Strecke aufgebaut, die die Kinder runterfahren und direkt danach werden sie passend in homogene Gruppen aufgeteilt. Das war für unser Tochter ideal und sie hat eine tolle Gruppe erwischt und mit ihrem Skilehrer David eine ganze Menge gelernt. Auch an Selbstvertrauen, denn schwarze Pisten und durch den Wald fahren ist jetzt kein Problem mehr.
Bei unserem Kleinen waren wir nicht so optimistisch, dass er wirklich sechs Tage lang zwei Stunden morgens in den Kurs geht. Aber er wollte unbedingt und so haben wir ihn angemeldet. Tag eins war die Motivation auch noch da, aber an Tag zwei nicht mehr. Er wolle nur mit uns auf der Piste fahren. Da auch das Prinzip der Skischule ist, alles kann, nichts muss, haben sie ihn zwar motiviert, aber zu nichts gezwungen. Richtig so.
Aber was mich sehr beeindruckt hat: Es wird das individuelle Kind gesehen. Jeden Tag nach Ende wird geschaut, wer am nächsten Tag mit auf die Piste kann. Ab vier pistenbereiten Kindern geht es raus. Unseren Sohn haben wir da noch nicht gesehen, er sich aber schon. Ski-Kindergarten wollte er nicht mehr, so gar nicht, und das hat er auch deutlich gezeigt. Und als wir schon dachten, wir nehmen ihn jetzt raus und gehen mit ihm in den Kinderspielraum vom Landal, hat der Skilehrer gesagt, er meine, der Kleine könne das bestimmt schon. Er würde ihn jetzt mit auf die Piste nehmen. Wichtig ist eben, dass er dort dann auch hört. Und zack, CJ auf der Piste, und es lief. Drei Tag ist er auf der Piste gefahren und war stolz wie Bolle. Am meisten, wenn er nach dem Mittagessen nochmal mit uns drei anderen zusammen gefahren ist. Und ich muss auch sagen, wir Eltern natürlich auch. Als Familie zu viert den Berg runter, das ist schon toll.
Das Skigebiet Brandnertal ist überschaubar und für Kinder sehr geeignet. Kinder Jahrgang 2013 und jünger sind noch frei. Ältere kosten die Hälfte. Seit diesem Jahr ist das Gebiet an den Verbund Montafon angeschlossen. Für den Viel-Skifahrer bestimmt toll, für Eltern aber eigentlich nicht so notwendig. Schade, dass man nicht nur Skipässe für das Brandnertal lösen kann oder es so tolle Lösungen wie die Stundenabrechnung wie im Allgäu gibt. Das würde nochmal mehr den Familienskigebietscharakter unterstreichen.
Ob ich jetzt übrigens meine, im nächsten Jahr fangen wir da an, wo wir jetzt aufgehört haben, alle vier zusammen auf der Piste? Ich sage es mal so: Alles kann, nichts muss. Die Kinder werden auf jeden Fall wieder in der Skischule angemeldet und mal schauen, wieviel wir dann am Ende wirklich fahren – oder eben im Schwimmbad oder auf der Hütte sind. Die Hauptsache ist, es macht Freude.