Auf eigene Faust mit Jeep, Dachzelten und zwei kleinen Kindern durch Namibia

Manche sprechen von Urlaub, andere von Reisen. Wenn einen Roadtrip durch Namibia mit einem Jeep und zwei Dachzelten machst, dann ist das definitiv eher ein Abenteuer. Wenn du dabei auch noch zwei kleine Kinder (3 und 6 Jahre) mitnimmst, dann ist das ein sehr großes Abenteuer. Wie groß, das wussten wir erst, als wir dann da waren.

Was kostet ein Urlaub in Namibia? Und wie spontan kann man eigentlich sein?

Wir wollten eigentlich schon immer mal nach Namibia. Schon weit vor den Kindern. Als Studis war das aber immer zu teuer und als Paar irgendwie auch. Was häufig an den Flügen liegt und natürlich am Auto, das du brauchst. Ja, auch wenn Urlaub mit Dachzelten ein Campingurlaub ist, Namibia ist definitiv nicht günstig. Wir haben die Idee also immer weiter in die Zukunft geschoben.

Als wir kurz zuvor in Südafrika waren, war Namibia zum Greifen nahe. Aber so etwas mal eben spontan dranhängen? Hätten wir vielleicht sogar gemacht, aber wir mussten aus privaten Gründen wieder zurück nach Deutschland. Wie spontan wir wirklich sind, das habe ich erst gesehen, als ich am Donnerstag Abend bei der Einschlaf-Begleitung einen supergünstigen Flug nach Namibia gesehen habe. Für alle vier zusammen (Achtung, wir haben nur zweimal Gepäck dazu gebucht, also zwei Einzelbuchungen) sollte der Flug gute 1.600 Euro kosten. Ein unschlagbares Angebot. Problem: Es sollte direkt Montag losgehen… Angeblich kriegt man so kurzfristig kein Auto. Angeblich. Wie haben drei Anbieter angefragt und hatten Freitag Abend die Zusage. Also sollte es wohl sein, unser Namibia Trip? Ich glaube ja an Schicksal und es sollte nun offensichtlich so sein. Also haben wir am Freitag Abend für Montag gebucht. Rückflug 16 Tage später. Das Auto über SunnyCars hat, glaube ich, ca. 130 Euro am Tag gekostet mit voller Versicherung. Aber ihr seht, auch mit saugünstigem Flug kommt allein an Fixkosten einiges zusammen. Denn der Sprit, Campingplatzgebühren, Verpflegung und Eintritte in Nationalparks kommen ja auch noch dazu.

Mit zwei kleinen Kindern nach Namibia, ist das eine gute Idee? Impfungen & Malaria

Ehrlicherweise hatten wir ja durch die Kurzfristigkeit der Flugbuchung gar nicht sooo viel Zeit darüber nachzudenken. Ich hatte an dem Freitag noch mit unserem Kinderarzt telefoniert und mit Katrin von Familie auf Weltreise gesprochen, die kurz vorher mit ihren Kids so einen Trip gemacht haben. Beide sagten: Machen!

Geimpft waren unsere Kinder durch die vorangegangen Fernreisen bereits ausreichend. Essentiell wichtig sind meiner Meinung nach Tetanus und Hepatitis. Aber ihr solltet für euch wie auch für die Kinder zudem Malaria-Standby-Mittel mitnehmen. Ein Rezept bekommt ihr dafür beim Arzt und es wird in der Apotheke innerhalb eines Tages bestellt. Wir waren im März da, sprich: alles trocken und nur im Norden, rund um den Etosha, bestand ein gewisses Risiko. Der Ausbruch der Krankheit wäre auf Grund der Länge der Reise ohnehin erst in Deutschland gewesen. Unabdingbar ist aber natürlich richtig starkes Mückenspray und lange, helle Kleidung.

Route, Campingplätze und Lodges

Unsere Route werde ich in einem separaten Artikel dann aufführen, das sprengt hier den Rahmen. Nur soviel: Ihr solltet euch gerade mit Kindern vorab ungefähr festlegen. Campingplätze – gerade bei den Hot Spots wie den Sanddünen oder im Etosha sind wirklich früh ausgebucht. Lodges sind im Normalfall recht teuer, haben aber eigentlich immer auch einen Campingplatz. Zu empfehlen sind auf jeden Fall Private Game Reserves. Aber Achtung: Die sind meist super schnell ausgebucht, wir hatten wirklich nur bei einem Glück.

Wie war es denn dann wirklich? Ein Roadtrip, der es in sich hatte

Ich will ehrlich sein: Ich glaube, nichts hätte uns wirklich auf das vorbereiten können, wie es dann wirklich war. Ja, man hatte uns bereits gesagt, dass die Straßenverhältnisse schlecht sind, aber das wir teilweise auf der „Hauptstraße“ den Vierrad-Antrieb einschalten müssen, das hätte ich nicht gedacht. Auch nicht, dass es möglich ist, teilweise stundenlang kein anderes Auto zu treffen. Auf Hauptstraßen! Einen kleinen Vorgeschmack bekamen wir, als wir den Wagen abholten. Eine echte Überlebensmaschine mit Kühlschrank, 2 Ersatzreifen und Schaufel hinten drin, zwei großen Benzintanks und dem Hinweis, nie mit weniger als 5 Litern Wasser pro Person unterwegs zu sein. Die Tanknadel bewegt sich erst, wenn der obere Tank leer ist und dann soll man direkt nachtanken – so zur Sicherheit. Dass all diese Dinge verdammt viel Sinn machen, das merkst du erst, wenn du über die Schotterpisten durch ein leeres Land fährst.

Namibia selbst hat weniger Einwohner als der Großraum Berlin. Wir sind schon wirklich viel gereist, aber haben bisher noch nie ein so „leeres“ Land erlebt. Abgesehen von den Hot Spots war auch auf den Campingplätzen und bei den Lodges wirklich nicht viel los. Das ist uns ehrlicherweise teilweise dann auch schwer gefallen. Den Kindern, weil man einfach kaum Kinder trifft (wer ist schon so verrückt?) und auch uns Eltern, weil man sich auch mal mit anderen austauschen möchte.

Gerade weil eigentlich auch immer etwas zu tun ist. Abends baut der eine die Zelte auf, der andere räumt sie ein und bereitet alles für das Abendessen vor. Die Kinder waren in unserem Fall noch so klein (3 und 6), dass jeweils ein Elternteil mit einem Kind in einem Zelt geschlafen hat. Das ließ jetzt auch nicht unheimlich viel Raum für Zwischenmenschliches. Ok, außer die Kinder schlafen in einem Zelt und man selbst quetscht sich später auf 1,20 Meter dazu.

An dieser Stelle auch der wichtige Hinweis nicht nur an die Kinder: Wirklich immer rückwärts die Leitern runtergehen! Ich bin des Nachts mal vorwärts runterstiegen und mit Kopf und Händen zuerst unten angekommen…

Was wir Familien raten würden

Meine Vorstellung von Namibia hatte viel mehr etwas mit romantischem Campingurlaub zu tun als mit einem wirklichen Abenteuertrip. Ich sah mich zwar auch abends grillen, aber auch mal gut in der Lodge essen und dann ins Zelt krabbeln. Leider hatte gerade letzteres Seltenheitswert. Auf Grund dessen, dass oft fast nichts los war, hatten häufig die Küchen zu. Geduscht habe ich auch mal unter mit Feuerholz warm gemachtem Duschwasser und ja, unserem Sohn ist auch zweimal eine Schlange begegnet. Ich glaube deshalb, dass es einfach toll ist, eine andere Familie für so einen Trip dabei zu haben. Die Kinder haben jemanden zum spielen (wir hatten immerhin jeweils das Geschwisterkind ;-)), die Eltern können Aufgaben wie Kochen und Spülen besser aufteilen und haben dadurch auch mehr Freizeit und das Wichtigste: Ihr habt jemanden, mit dem ihr euch austauschen könnt. Ein Roadtrip in Nambia heißt wirklich sehr auf sich allein gestellt zu sein, da ist es gut, wenn man mehrere große Schultern hat, auf die man das aufteilen kann – auch wenn man mal liegen bleibt ;-)

Unser Fazit

All das hört sich ja nicht gerade nach Erholungsurlaub an. Soll es auch nicht. Mit Kindern nach Namibia zu fahren, sollte man sich definitiv gut überlegen und ja, es ist anstrengend. Alles im Land muss man sich hart erarbeiten, ABER man wird auch unheimlich dafür belohnt. Die Nächte sind wirklich sooo voller Sterne, wie noch nirgends sonst gesehen. Im Nirgendwo zelten, selbst Feuerholz suchen, grillen, ums Feuer tanzen und dabei laut singen, haben wir auch noch nirgends so machen können.

Und obwohl wir schon in Kenia, Tansania und dreimal in Südafrika waren, also recht viele Safaris gemacht haben: Nirgends war die Tierwelt so beeindruckend wie in Namibia. Wir haben sehr viele Elefantenherden gesehen, wie sie baden, wie die kleinen Elefanten miteinander spielen. Wir haben Geparden gesehen und ein Rudel Löwen lange beobachten können. Wir waren ganz wenige Meter von Giraffen entfernt und haben unzählige Zebras gesehen. Ja, Namibia hat uns schwer beeindruckt.

Was Namibia noch gemacht hat: Es hat uns über einiges nachdenken lassen. Abends müde vom Autofahren, dreckig vom Staub, Grillgemüse im Bauch und ein kühles Bier in der Hand, die Kinder schlafend oben in den Zelten – da schnappst du dir nicht unbedingt das nächste Buch (dafür bräuchtest du eh eine Kopflampe…). Nein, du denkt über Werte nach, über das, was wir haben, über Zufriedenheit.

Für mich das prägendste Erlebnis der ganzen Reise: Mit welcher Selbstverständlichkeit hier der Herd angeht. Dass Wasser aus dem Hahn kommt. In Namibia fährst du teilweise Stunden zum nächsten Laden. Wasser aus dem Hahn? Das gibt es weiß Gott nicht überall. Nie hatte mich zuvor auf der Welt jemand nach Wasser gefragt. Mitten im Nirgendwo fragte mich eine Frau, die mit ihrer vierköpfigen Familie glaube ich auf 2×2 Meter wohnte, nach Wasser. Ich habe ihr also unsere Kanister gegeben. Natürlich ein Tropfen auf den heißen Stein. Aber ein Erlebnis, das – wie viele andere in Namibia – Anstoss zum Nachdenken gibt.

Namibia war eine Reise, die wir sicher nie vergessen werden. Von der es unheimlich viel zu erzählen gibt. Ich bin ziemlich stolz auf uns alle, dass wir das alles so gut hingekriegt haben, denn wieviele wirkliche Abenteuer erlebt man noch? Namibia war eines und wird definitiv immer eins für uns bleiben.


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