Irgendwann wieder unbeschwert lachen können

Ein schwieriges Thema. Ich möchte nicht zu viel sagen, aber dennoch all die Vermutungen etwas eindämmen. Ich versuche es einfach einmal: Bei uns ist in den letzten Wochen ziemlich viel passiert. Da war die Sache mit Stefan, der auf Grund unserer Drohne in Fez am Flughafen von der Polizei festgesetzt wurde. Wir konnten uns leider nicht voneinander verabschieden, ich bin mit den Kindern nach Marrakesch geflogen und Stefan wurde erst 4 Stunden später von der Polizei entlassen und konnte dann über Nacht 8,5 Stunden mit dem Überlandbus zu uns fahren.

Da war die Sache mit CJ, der in Marokko ins Krankenhaus gekommen ist. Und als wäre das alles nicht genug, haben wir hier noch einen weiteren harten Schicksalsschlag zu verarbeiten, über den ich vorerst nicht öffentlich sprechen möchte, der aber nichts mit unserem Sohn zu tun hat.

Leider reihte sich hier aber ein Unglück an das andere, weshalb wir Zeit für uns brauchten und in der kommenden Zeit auch immer wieder brauchen werden. Ich möchte aber auch nicht, dass alle möglichen schlimmen Vermutungen in Richtung unseres Sohnes gehen.

Natürlich möchte ich die Privatsphäre unseres Sohnes schützen und werde deshalb nicht öffentlich im Detail erzählen oder eure Köpfe mit Bildern füllen, die wir von der Zeit im Krankenhaus haben. Unterm Strich das Wichtigste: Es geht ihm wieder gut. Es ging ihm auch schnell wieder gut. Eigentlich direkt als wir nach Deutschland geflogen sind – sonst hätte er ja auch nicht fliegen dürfen.

Was bleibt, ist die Angst, die wir um ihn hatten. Er ist in einem bedrohlichen Zustand ins Krankenhaus gekommen. Sein kleiner Körper hat es ohne die Hilfe von außen nicht mehr geschafft und wir sind mehr als dankbar, dass das Team aus Ärzten und Schwestern des internationalen Krankenhauses in Marrakesch sich so gut um ihn gekümmert und ihn zu keinem Zeitpunkt aus den Augen gelassen hat.

Als Eltern will man sich immer vor sein Kind stellen, es beschützen, alles Übel von ihm abhalten. In eine Situation zu geraten, in der man nur noch Statist ist; nur noch zuschauen kann; die schlimmsten Diagnosen im Raum stehen; man aktiv nichts machen kann, außer Hoffen und Beten (und ich habe gebetet, obgleich ich im Alltag kein besonders gläubiger Mensch bin), das ist das Schlimmste für Eltern. Angst um das Leben des eigenen Kindes ist das Allerschlimmste, was Eltern durchmachen können. Momente zu haben, in denen man weiß, wenn das hier schief geht, dann ist das eigene Leben auf eine gewisse Art und Weise zu Ende.

Unserem Sohn geht es gut. Die schlimmsten Vermutungen haben sich nach schmerzhaften Tests nicht bestätigt. Ganz vorne und über allem steht die absolute Dankbarkeit. Was erst einmal weg ist, ist das Vertrauen. Das Vertrauen, dass einem schon nichts passieren wird. Das kann aber auch wieder wachsen.

Ich danke euch für all eure Nachrichten. Dort draußen sind so viele Eltern, die um das Leben ihrer Kinder bangen. Manche sogar immer und immer wieder. Einen Geschmack davon haben wir jetzt bekommen. Das ändert einen. Das ändert einen selbst, dass man alles noch mehr festhalten will. Dass man schnell in Panik gerät, dass es jetzt vielleicht doch wieder los geht. Das ändert aber auch den Blick und die Hochachtung vor all den Eltern, die nicht nur einmal in so einer Extremsituation funktionieren müssen. Denn dieses Funktionieren, das kann man. Auch wenn es unheimlich viel Kraft kostet. Eltern haben Löwenkräfte, aber brauchen auch Ressourcen, diese wieder aufzufüllen. Ich wünsche allen Eltern und Kindern, denen das Leben gerade übel mitspielt, alle Kraft der Welt und herzliche, helfende Hände, die einem vielleicht auch einfach mal nur über den Rücken streicheln.

Gerade ist bei uns viel los. Auch völlig abgesehen von der Sache mit CJ. Aber irgendwann, da werden wir bestimmt wieder ganz unbeschwert lachen können.

Photocredit: Das Bild hat die unheimlich begabte Lisa von Einblick Fotografie gemacht. Danke dafür


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