Heute war es dann soweit: Der Tag, vor dem ich ehrlich gesagt doch lange gebangt habe: Dein letzter Tag im Kindergarten. Mit ihm geht eine sehr, sehr schöne und intensive Zeit zu Ende.
Besser als dein kleiner Bruder, der am liebsten direkt mit zur Schule möchte, hätte ich es nicht sagen können: „Aber warum sind DIE denn nur so schnell gewachsen?“
Ja, als ihr alle da vorne standet, ihr Bald-Schulkinder, da sieht man doch: Ihr seid ganz schön gewachsen. Unterschiedlich natürlich. In der Größe, in der Entwicklung, im Auftreten. Ganz passend dazu haben die Erzieher euch Blumensamentütchen mit folgendem Aufdruck geschenkt:
Jedes Kind ist etwas Besonders:
Kinder sind wie Blumen im Wind…
Manche wachsen höher und stärker als anders,
doch alle wachsen so gut sie können…
Warum vergleichen wir sie miteinander?
Jeder ist anders…
Jeder ist etwas Besonders…
Jeder ist wunderbar und einzigartig!
Deine Kindergartenzeit war lang. Mit knapp einem Jahr bist du in eine ganz kleine Familiengruppe in Hamburg gekommen. Altersgemischt, mit liebevollen Tagesmüttern und später auch einem Tagesvater. Wir Eltern hatten sofort ein gutes Gefühl, dich kleines Wesen, das nicht mal laufen konnte, diesen bislang doch fremden Menschen anzuvertrauen.
Auch wenn es mir als Mama, die dann schon wieder arbeiten gegangen ist und jede Woche ins Büro 300 km weit weg gefahren ist, am Anfang ziemlich schwer fiel: Diese ersten drei Jahre deiner Kindergartenzeit waren eine Bank! Familiengruppe – der Begriff passte. Denn genauso fühlte sich das für uns an. Dort wurde von den Erziehern gekocht, in den Schlaf begleitet und einer ist sogar immer am Bettchen sitzen geblieben. Wir werden wohl nie vergessen, wie eine deiner Erzieherinnen so gut reagiert hat und dir im Bettchen die Haarspange wieder aus dem Rachen gezogen hat…
Dankbar, ja, ich bin vor allem dankbar dafür, dass so tolle Menschen dich hier begleitet haben. Menschen, die auch über ihren Job hinaus uns als Familie unterstützt haben. Egal, ob wir abends mal ausgehen wollten oder beruflich beide aus der Stadt mussten.
Irgendwann bist du der Familiengruppe entwachsen. Wir haben es so lange herausgezögert wie möglich, denn der Umzug hat ohnehin einen Wechsel mit sich gebracht. Das ist dir nicht leicht gefallen. Das letzte Jahr hast du in einem „richtigen“ Kindergarten verbracht. In einer großen Gruppe mit einer richtigen Gang aus Vorschulkindern. Ohhh, was haben wir uns Gedanken gemacht, ob das das Richtige ist. Und das war es. Sooo richtig und wertvoll. Ihr habt tolle Sachen gemacht, aber vor allem wart ihr eine tolle Truppe. Eine große Gruppe voller Verschiedenheit und das ist für mich das Wertvollste. Ich bin nicht der Meinung, dass Kinder vor der Schule Zahlen und Buchstaben lernen müssen. Dafür sind vier Grundschuljahre lang genug. Was sie lernen sollten, ist der Umgang in der Gruppe, Geduld, Konfliktfähigkeit und ja, auch Durchhaltevermögen. Ich glaube, du bist jetzt sehr, sehr gut für die Schule vorbereitet.
Als ich mit einer Erzieherin am Abschlussfest ein bisschen meine Sorgen (die wohl jede Mama vor der ersten Einschulung hat) vor dem ersten Schultag teilte, sagte sie ganz sicher und überzeugt, du schaffst das schon. Das glaube ich auch!
Und so sehr die Freude auf die Schule da ist und das Wissen, dass du das schon schaffst, so sehr bin ich doch auch traurig. Denn mit dem Ende der Kindergartenzeit geht uns beiden auch viel Freiheit verloren. Morgens bummeln ist nun nicht mehr, du freust dich sogar schon darauf deinen eigenen Wecker zu benutzen. Einfach mal einen Tag zuhause bleiben, ewig im Bett lesen, in den Tag hineinbummeln und vielleicht noch einen Ausflug machen? Gehört jetzt wohl der Vergangenheit an.
Ja, du wirst ein Stück weit unsere Familienblase verlassen. Wir werden uns an Regeln halten müssen, feste Zeiten und vorgegebene Abläufe. Ein Stück weit ist das schade. Aber diese Strukturen, die werden dir auch Halt geben. Sicherheit. Ich bin überzeugt davon, dass du ein ganz tolles Schulkind wirst und bin schon gespannt darauf, dich an der Schule wachsen zu sehen.
Und auch, wenn wir vor dem, was wir noch nicht kennen, immer ein bisschen Angst haben, wird deine positive Art das überstrahlen:
„Mama, ich kenne die Schule ja noch nicht. Und weil ich sie noch nicht kenne, finde ich sie erstmal gut!