Diese Frage stellten wir uns die letzten Jahre immer wieder. Vor nun schon 2,5 Jahren sind wir dann von Hamburg nach Münster gezogen. Wir wollten raus aus der Altbauwohnung, ins Grüne. Ein Haus und einen Garten haben, aber bitte doch nicht zu weit weg von der Stadt. In Hamburg haben wir nicht das Richtige gefunden und so entschieden wir uns nach 12 Jahren in der Großstadt in unsere Heimatstadt Münster zurückzuziehen. Hier wollten wir erstmal etwas mieten, um zu schauen, ob uns Münster überhaupt noch gefällt.
In Münster haben wir das Richtige nach langer Suche gefunden. Ganz am Ende hatten wir sogar ganz großes Glück: Statt der erst angedachten Wohnung konnten wir ein Haus am Feldrand mieten. Im Artikel Tschüss City, hallo Häuschen – ein neues Zuhause für die Familie habe ich euch erzählt, wie es dazu kam. Dort ist auch ein Bild, wie es hier einmal aussah :-) Noch mehr Bilder habe ich hier einmal für euch mit der alten Küche und dem alten Bodenbelag. Diese “Baustellen” sind wir schon direkt zu Beginn angegangen.
Der Anfang raus aus der Großstadt war für mich ziemlich schwer. Ich habe Hamburg und mein Leben dort schmerzlich vermisst. Der Artikel Weil mir manchmal so ein Kloß im Hals sitzt, den man Vermissen nennt ist kurz nach unserem Umzug entstanden. Ja, vor allem der erste Winter war für mich nicht einfach. Das erste halbe Jahr hatte ganz viel mit Gewöhnung zu tun. An die enge Nachbarschaft, an die Entfernungen. Aber es kam auch langsam dieses Gefühl auf, ganz viel richtig gemacht zu haben. Aber ihr wisst ja, dass ich niemand bin, der etwas schönredet, deshalb habe ich seinerzeit diesen Artikel geschrieben: Unser großer Traum: Ein Haus für die Familie. Und was ist, wenn man es dann hat?
Das ist jetzt gut zwei Jahre her und seitdem hat sich eine Menge verändert. Die beste Entscheidung auf diesem Weg war wohl, dass die Kinder im Sommer 2018 nochmal die Kita gewechselt haben; in eine hier direkt in der Nähe. Für uns ist nicht nur das nervige und langwierige Autofahren jeden Tag weggefallen (was min. 1,5 Stunden in Anspruch genommen hat), sondern es hat uns und den Kindern auch Freunde in der direkten Umgebung beschert. Ein “Ankommen” war so endlich möglich. Ich weiß noch, wie sehr ich mich anfangs immer wieder darüber freute, mit den Kids durchs Viertel zur Kita zu radeln und einfach Leute zu treffen und das Haus, das haben wir uns immer schöner gemacht.
Für unsere Tochter war der Übergang in die Grundschule dann auch viel leichter, weil einfach sehr viele Kinder aus dem Kindergarten auch auf die Schule gekommen sind. Bevor wir hierhergezogen sind, haben wir uns gesagt, wir geben uns Zeit bis zur Einschulung, um das Leben hier in Münster auszuprobieren. Falls es das dann nicht ist, ziehen wir wieder zurück nach Hamburg. Anfang 2019 war also klar: Wir wollen bleiben. Hier in diesem Viertel, wo die Kinder einfach überall auf der Straße spielen können, weil es so ruhig ist. Wo es viele Kinder gibt, aber eben nicht nur. Wo es die Nachbar-Omi gibt, genauso wie den Teenie-Babysitter. Wo die Kinder auf den Feldern rumtoben können, genauso wie durch den Wald oder am Fluss langstreifen.
Wäre da nur nicht die Sache mit der Miete gewesen… Wir hatten immer ein wenig Angst, irgendwann auf Eigenbedarf gekündigt zu werden. Unser Vermieter ist noch jung und somit hatte ich immer die Angst, dass vielleicht irgendwann die Kündigung hier einflattert. Wir wollten Sicherheit, für uns und vor allem für unsere Kinder. Dass sie beide hier die Grundschule machen können und genau das machen, was sie gerade tun: frei durch Wald und Flur stromern, im Bach keschern, im Garten zelten.
Wir haben uns also im letzten Jahr drei unterschiedliche Haustypen hier in der Nähe zum Kauf angesehen. Eines ein Neubau, der aber dann doch aufgrund der kleinen Wohnfläche vor allem im Erdgeschoss ausgefallen ist. Hier haben wir den Grundriss in unser jetziges Haus gelegt und hätten uns sehr verkleinern müssen. Günstig war das Ganze mit einer 3/4-Million auch nicht… Radle ich heute durch das Neubauviertel, weiß ich zudem für uns, dass wir uns nicht wohlgefühlt hätten. Jeder hat ja so seins – und meins ist ein Neubauviertel, das über Jahre noch im Entstehen ist, einfach nicht.
Es wurde uns noch ein anderes Haus angeboten. Hier um die Ecke, in den 2000ern gebaut, also jünger als unser, das aus den 90ern ist. Von den Rahmendaten her ähnlich wie der Neubau. Ca. 150qm Wohnfläche und 350qm Grundstück. Preis: 650.000. Kurz: Gefiel uns gar nicht. Innen hätten wir wirklich alles verändern müssen, um es so zu haben, wie wir es wollten. Nochmal mehr, wollten wir eigentlich nur “unser” Haus. Das sollte aber nun mal nicht verkauft werden.
Vor kurzen ist hier nochmal ein Haus angeboten worden. Diesmal eine Doppelhaushälfte aus den 60ern mit ähnlicher Wohnfläche. Hier sollten wir ein Gebot zwischen 500 – 600.000 Euro (!) abgeben. Da wir die Finanzierung bereits bei dem Neubau von 2 Banken haben checken lassen, dachten wir, das wäre vielleicht noch im Rahmen. Womit wir nicht gerechnet haben, waren die (Kern-)sanierungskosten. Diese würden nach Gespräch mit dem Architekten bei nochmal ca. 300.000 liegen. Wir wären also im schlimmsten Fall mit den Kaufnebenkosten bei knapp einer Million Euro. Wow.
Früher dachte ich immer, dass man zu so einem Preis vielleicht in einem Schloss wohnt. Nicht aber in einem Doppelhaus aus den 60ern. Es war für uns ganz klar, das wollen wir nicht. Wir wären immer traurig, wenn wir hier “an unserem Haus” vorbeigehen würden. Aber hier bleiben, das wollen wir. Noch viel mehr ist mir klargeworden, dass ich eigentlich gar kein “Schloss” brauche. Nein, mein Traumhaus ist auch nicht ein 90er Jahre-Rotklinker-Endreihenhaus. Was aber für mich ein Traum ist, das ist, wo dieses Haus steht und das will ich für mich und meine Familie nicht tauschen. (Na gut, Kapstadt oder Malediven wären noch ok ;-))
Uns nun kam vor wenigen Tagen die erlösende Nachricht: Unser Vermieter möchte uns das Haus auch langfristig vermieten. Er möchte es nicht für sich nutzen. Und auch wenn wir es jetzt (noch ;-)) nicht gekauft haben, ist es damit doch so richtig zu “unserem” Haus geworden. Wo wir wohnen bleiben können und trotzdem sind uns alle Optionen offen.
Denn wer weiß schon, was ist, wenn die Kinder mal groß sind. Hier im Haus bewohnen sie eine ganze Etage. Vielleicht machen sie das ja noch im Studium – oder eben nicht. Vielleicht zieht es sie dann in eine Wohnung in die Stadt – und uns vielleicht auch wieder.
Ich freue mich momentan immer wieder in Momenten sooo über die gute Nachricht, dass wir hier nun langfristig bleiben, dass ich so richtig vor mich hin lächle. Ich habe tausend Projekte im Kopf. Viele sind wir die letzten 2,5 Jahre schon angegangen. Wie haben eine neue Küche, neue Bodenbeläge in Flur und Gästebad. Zwei neue, richtig schöne Terrassen, die Beete sind voller Blumen und Gemüse. Nun möchten wir die Bäder schöner machen und ich wünsche mir schon lange einen Kamin. Ja, wir wollen hier ein bisschen was investieren, aber es fehlt gar nicht an vielen Dingen, die ich anders machen würde, wenn es “mein Haus” wäre. Aber da ich nun weiß, dass es die nächsten Jahre eben das ist, das Haus, das unser Zuhause ist, wollen wir es noch mehr zu unserem machen. Hier zum Beispiel mal ein Blick auf die alte Terrasse versus der neuen.
Und wer weiß schon, was da noch kommt. Wohin uns unsere Reise führt. Ich war schon immer der Meinung, dass man die Wohnsituation der Lebenssituation anpassen sollte. Und wie unser Leben aussieht in 2, 5, 10 oder 15 Jahren – das weiß ich Gott sein Dank ja noch gar nicht. Was ich weiß ist, dass wir dem ganz entspannt entgegenschauen können und das wirklich in einem schönen Haus in einer schönen, grünen, herzlichen und persönlichen Umgebung. Denn nein, ich möchte dieses Haus HIER mittlerweile gegen ganz wenig eintauschen. Das habe ich auf jeden Fall gemerkt.