Ein halbes Jahr Mama eines Schulkindes. Meines ersten Kindes. Und wenn ich es vorher schon ahnte: Es ändert sich eine Menge, und das weiß Gott nicht nur in den Tagesabläufen…
Aufstehen um 6:30 Uhr. Davon habe ich nicht geträumt. Meine Tochter auch nicht und sie träumt morgens um halb sieben noch tief und fest. Unsere Tage beginnen also vor allem nicht mehr: entspannt. Das Wecken ist anstrengend, das aus dem Bett kommen noch mehr und ich gebe zu: Monatelang noch im Dunkel das Haus zu verlassen, das hat jetzt teilweise nicht zusätzlich positiv auf die Stimmung geschlagen. Aber wir haben es geschafft. Der erste Schulwinter liegt hinter uns und damit auch das erste Schulhalbjahr.
Ich bin stolz auf meine Tochter. Megastolz sogar. Aber auch auf mich, denn im besonderen die ersten Wochen waren nicht einfach. Ja, ich ahnte ja, dass so ein Schulalltag sehr viel anstrengender ist als die Kita. Dass ich aber erstmal das Ventil bin und zwar mit voller Breitseite, das ahnte ich nicht. Meine Freundin hatte mich gewarnt. Ihr Sohn ist ein Jahr vorher in die Schule gekommen und ich wusste also schon, dass die Nachmittagssituationen in den ersten Wochen kein Honigschlecken werden. Es macht im Übrigen keinen Unterschied, ob die Kids mittags oder am frühen Nachmittag nach Hause kommen. Schule ist erstmal neu, Schule ist viel, Schule ist anders. Die Kids machen das mega. Es ist aber natürlich auch sauanstrengend, nicht mehr die oder der Kleine zu sein. So eine Schule ist groß, es gibt keine x Erzieher, die schmusen und kuscheln, und ja, die Kids müssen auch selbst eine Spur weit cooler werden. Den Mitschülern gegenüber. Wo kann man sich also kompensierend fallen lassen oder auf deutsch gesagt die Sau rauslassen? Zu Hause. Ist ja klar.
Die ersten Wochen war die Schule auf Nachfrage bei unserer Tochter also ingesamt gut. Zuhause aber fast alles Kacke. Das ging schon mit dem Mittag los und zog sich weiter über alles mögliche. Ich gebe zu, nach ein paar Wochen habe ich doch noch versucht von der Bis-Mittags-Betreuung zu wechseln und einen Platz in der Ganztags-Betreuung zu bekommen. ;-) War aber voll. Ist aber jetzt auch gut so, denn es hat sich alles eingependelt.
Ja, unsere Tochter hat sich an den Schulalltag gewöhnt. Und ja, sie ist ein richtiges Schulkind geworden. Gefühlt hat sie sich nie so schnell verändert wie in den letzten 6 Monaten. Vom ersten Lebensjahr jetzt mal abgesehen. Aber in diesen wenigen letzten Monaten ist sie sehr selbstständig geworden. Nicht, dass sie das nicht vorher schon gewesen wäre, aber jetzt kann man ihr das auch zutrauen. Alleine unterwegs sein, zu Freunden radeln und vieles mehr. Ja, sie macht auf einmal so viel mehr „alleine“ und wir können ihr das auch mit gutem Gewissen zutrauen. Und während ich das hier so schreibe, geht es mir genauso wie in manchem Momenten zu Hause. Da ist dieser Klos im Hals. Dieser Klos des „endlich seins“. Die Zeit hat noch viel mehr Fahrt aufgenommen als sie es seit der Geburt der Kinder sowieso schon getan hat. Ja, die Zeit, die wir Eltern intensiv mit den Kindern haben, die ist doch sehr endlich. Sie wird immer mehr eine eigene Persönlichkeit und ich sehe in ihr oft schon viel mehr das, was aus ihr noch werden wird.
Neben manchen Wehmutsmomenten gibt es aber noch mehr Momente des Stolzes. Wo ich einfach nur denke WOW!!!!! Wenn das Kind lesen lernt, ist das in etwa so wie laufen lernen. Es klappt noch nicht so ganz, man legt sich andauert wieder auf die Nase, aber der Wille ist da und es macht stolz. Ja, man braucht Geduld. Überall versuchen etwas zu lesen, heißt überall einzelne Buchstaben zusammenzufügen und du selbst darfst eins nicht: Helfen! Erinnert ihr euch noch, als die Kids nach den ersten Schritten auf keinen Fall wieder in den Kinderwagen wollten und jede Strecke gefühlt Jahre gedauert hat? Genauso ist es mit dem Lesen lernen. Aber wenn du wie wir jetzt, abends mit deinem Kind im Bett liegst und abwechselnd vorliest, da fängt du fast an zu heulen vor Stolz.
Manchmal liegen wir auch abends im Bett und zocken noch Trumpfkarten. Also Zahlenvergleichen bis in den Hunderter-Raum – und kichern dabei, was das Zeug hält (meist über mich, weil ich immer verliere…). Ich bin dann immer ziemlich baff, wie schnell das alles passiert ist. Ja, sie ist wirklich eine ziemlich coole Pfanne geworden, mit der man schon so richtig gut quatschen und Spaß haben kann. Ja, sie ist ein cooles Mädel. Das zeigt sie mir aber auch in die andere Richtung. Sie weiß, was sie will, sie ist cool und ja, da knallt es auch häufiger mal (Reminder an mich: Bis zur Pubertät müssen wir ein adäquates Teeniezimmer im Keller haben…). Auch muss man sich ziemlich daran gewöhnen, wenn man von 6- und 7-jährigen Halbstarken auf einmal so Begriffe hört wie „wir chillen“. Da fällt mir schon die Kinnlade runter. Hach, bin gespannt auf alles was da noch kommt. Es wird auf jeden Fall nicht langweilig.