Das dritte Kind – will ich mich wirklich nochmal zurück auf Start begeben?

An jeder Hand ein Kind. Mehr Hände habe ich ja auch nicht. Aber schon länger weilt ein Gedanke in mir und mit steigendem Alter der Kinder und ja, auch meinem eigenen, wird der immer lauter: Wollen wir jetzt eigentlich ein drittes Kind oder nicht?

Es gibt, glaube ich, kaum etwas in meinem Leben, keine Entscheidung, über die ich so lange nachgedacht habe. Wir, meine ich natürlich. Obgleich ich mir sicher bin, dass sich mein Mann außerhalb unserer Gespräche nicht sooo viele Gedanken darum macht. Aber warum ist das so? Dass ich mir so viele Gedanken mache?

Das erste Kind war der größte Wunsch, die Entscheidung war gar keine, sie war klar.

Dass wir ein Kind haben wollten, dass war uns irgendwie klar. So wie vielen anderen Paaren irgendwie auch. Es gehörte für uns dazu. Zu einer langen Partnerschaft. Zu einer Partnerschaft, die hoffentlich ein Leben lang hält. Ja, wir wollten auch klar ein Kind voneinander. Wir haben bereits vor der Hochzeit ordentlich probiert und doch kam es dann erst 27 Monate nach der Hochzeit. Aber das ist ein anderes Thema. Unsere Tochter war da und damit die Erfüllung unserer Wünsche. Eltern sein, ein Kind haben. Toll war das. Und anstrengend, richtig anstrengend. Unser Glück kannte keine Grenzen, unsere Anstrengung auch nicht. Unsere Tochter war, sagen wir es mal vorsichtig, nicht das Kind, das sich irgendwo ablegen ließ und gut schlief. Vielmehr schliefen wir Eltern auf dem Teppich, auf dem Badezimmerboden mit Kind vor der Waschmaschine, auf der Couch mit Kind in der Trage auf den Bauch gebunden, auf dem Dielenboden mit einer Hand an der Nonomo-Wippe. Und ja, ich glaube, Stefan sind auch öfters die Augen auf dem Pezziball zugefallen, auf dem er stetig rauf und runter hüpfte, mit unserer Tochter auf dem Arm. Ja, Elternschaft hat definitiv ihre Höhen und Tiefen.

Kind Nr. 2 – denn das erste soll doch ein Geschwisterkind haben

Ja, Kind Nr. 2 ist bei den meisten doch auch irgendwie klar. Das erste soll nicht alleine groß werden, soll ein Geschwisterkind haben. Einzelkindern wird schließlich das eine und das andere nachgesagt, und auch wenn das wahrscheinlich alles nicht stimmt, wünschen sich die meisten Eltern für ihr erstes Kind ein Geschwisterkind. Wir auch. Nur wie oben beschrieben, hatte Nr. 1 schon, sagen wir es mal vorsichtig: etwas länger gedauert. Wir waren also durchaus bereit, uns mit dem Einzelkind-Gedanken auseinanderzusetzen. Falls wir es uns wünschen könnten, fanden wir einen Altersabstand von 2,5 Jahren ideal. Und weil es ja beim ersten Kind eh nicht geklappt hat, ich nicht schwanger wurde, dachten wir, wir lassen einfach die Verhütung weg. Kann ja eh nichts passieren und ZACK – da war unser Altersabstand von 2,5 Jahren bereits unterwegs. Mir und meinem Körper blieb also genau ein Sommer, in dem ich kein Kind an der Brust oder im Bauch hatte. Für mich zu kurz, viel zu kurz. Aber war das Kind erstmal da, war alles richtig, genau wie es war.

Die vierköpfige Familie – das Idealbild und mein großes Glück

Seit 2015 sind wir nun zu viert. Ein Junge und ein Mädchen, alles was sich die deutsche Durchschnittsfamilie doch nicht besser wünsche könnte. Und ehrlich: Ich konnte es mir auch nicht besser wünschen. Sooo glücklich war ich mit Baby und Kleinkind. Ja, es war auch sauanstrengend, noch viel mehr als bei Nr. 1. Den Spruch “Ein Kind ist kein Kind” hassen Erstlingseltern. Verständlicherweise. Aber trotzdem stimmt ihm jeder zu, hat er erstmal das zweite Kind. Aber diese Zeit jetzt, die Zeit mit meinen kleinen Kindern, die ist die bisher glücklichste in meinen Leben. Die Kinder sind das größte Glück, das wir haben. Ich möchte nicht sagen der Sinn, denn mein Leben hatte auch vorher einen Sinn und ich möchte meinen kleinen Kindern nicht die Bürde aufbürden, dass sie der Sinn meines Lebens sind. Aber mein Leben, das hat mit ihnen noch einmal einen ganz anderen Sinn bekommen. Einen zusätzlichen. Einen schönen. Einen wertvollen.

Die Kinder werden größer und ich wieder freier

Nun sind unsere Kinder 3 und 6. Im Sommer wird der Kleine 4. Seit ein paar Monaten schlafen sie endlich ganz ok ein. Nachts kommen sie in unser Familienbett, oder besser: der Kleine lässt sich noch jede Nacht holen, obwohl er mittlerweile auch selbst hochgehen könnte. Auch wenn das allnächtliche Aufstehen manchmal anstrengend ist, es ist NICHTS zu vorher. Ich glaube, zum Thema Kinderschlaf finden sich hier auf dem Blog tausendundein Artikel. Auch die Abende gehören teilweise wieder uns. Oft ist um 20 Uhr Schicht, wenn es länger dauert manchmal um 21 Uhr. Trotzdem bleibt noch Zeit. Zeit für uns, Zeit um z.B. Bücher zu lesen.

Am Wochenende, wenn die Kinder früher aufwachen, gehen sie mittlerweile einfach runter und spielen miteinander. Teilweise sogar stundenlang. Heißt: Die Kinder stehen um 7.30 Uhr auf und wir um 9.30 Uhr. Herrlich ist das. Aber was am schönsten ist: Wir können Zuhause wie im Urlaub einfach mal sitzen bleiben und uns unterhalten. Keiner muss ständig hinter den Kindern her rennen und schauen, ob alles in Ordnung ist oder ob sich ein Kleinkind jetzt gerade doch einen Haufen Steine in den Mund steckt oder sich todesmutig irgendwo runterstürzt. Die Kinder toben im Garten, auf der Straße, im Schrebergarten, auf dem Feld, auf Bäumen und auf Klettergerüsten.

Wir könnten jetzt auch mal ein paar Tage wegfahren. Alleine meine ich. Nur wir Eltern. Haben wir noch nicht gemacht, aber ich glaube, jetzt könnten wir es. Wir können wieder abends feiern gehen. Wir können Besuch einladen und haben trotzdem einen gemeinsamen langen Abend, einfach weil die Kinder so rumspringen, mit dabei sind. Wir vier sind ein super Team, auch jeder für sich. Wir sind mittlerweile alle ziemlich entspannt, würde ich sagen :-) Jetzt noch einmal alles zurück auf Start?

Und war es das jetzt? Kein Kind Nr. 3?

Manchmal dienen mir ja meine Texte zur Selbstreflexion. Um mir Dinge klarer zu machen. Und der eine oder andere von euch mag jetzt hier angekommen sein und mir sagen: Na, Sarah, dann lasst es doch so. Ist doch gut so. Zwei Kinder, mittlerweile so fast aus dem Windelalter raus. Konzentriert euch wieder mehr auf euch, eure Beziehung.

Wäre da nicht dieser Gedanke. Dieser Gedanke, dass noch Platz wäre. In unseren Herzen, in unserer Familie. Ja, wir funktionieren gut miteinander. Aber ich glaube auch, wir funktionieren auch mit einem mehr. Wäre es nur mein Herz, dann hätte es wahrscheinlich schon lange ja gesagt. Aber da ist ja auch noch der Kopf. Und so ein drittes Kind, das ist häufig erstmal eine Kopfentscheidung.

Aber dazu schreibe ich noch einen Artikel. Das wird hier ja sonst langsam echt zu lang.


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