Kinderfreie Zone – über ein Lokal auf Rügen und Akzeptanz von Eltern

Uih, da geht ja ein förmlicher Aufschrei durchs Netz. Also, über soviel kostenfreie PR kann sich der Wirt des Lokals auf Rügen, das neuerdings Kindern ab 17:00 Uhr den Eintritt verwehrt, ja eigentlich nur freuen. Ja, die Stimmen gehen weit auseinander, die der Eltern aber vor allem in eine Richtung: Unverschämt, kann man doch nicht machen, gibt’s doch nicht!

Ich habe das erste Mal von einer Freundin im persönlichen Gespräch davon erfahren und war ehrlich gesagt etwas überrascht, dass das zu so einem riesigen Aufschrei im Netz geführt hat. Da müsste ja eigentlich auch jedes “Adults only”-Hotel vom Spiegel interviewt werden. Wird es aber nicht. Aber es ist Thema, gerade gestern habe ich es noch bei zwei Kolleginnen im Instagram Post gelesen und das hat mich ehrlich zum Nachdenken gebracht. Darüber, woher diese Entrüstung denn eigentlich kommt.

Ich bin ja Mama von zwei kleinen Kindern, 3 und 5 Jahre alt. Wir reisen viel mit den Kindern und wir gehen auch viel mit ihnen aus. Ob sie gut erzogen sind? Ich finde das ist ein sehr individueller Begriff. :-) Was ich auf jeden Fall weiß: Sie sind und bleiben Kinder und das ist auch gut so. Sie machen uns Eltern unheimlich viel Freude, können uns aber auch mal in den Wahnsinn treiben. Ich liebe es unheimlich, viel Zeit mit meinen Kindern zu verbringen. Ich brauche aber auch Zeit ohne meine Kinder. Wir, als Paar, brauchen Zeit ohne unsere Kinder. Deshalb ist bei uns abends kinderfreie Zone. Im Besonderen wenn wir abends noch Besuch bekommen. Wir bringen die Kleinen ins Bett, wenn der Jüngste schläft, gehen wir runter und unserer 5-jährigen Tochter erklären wir, dass jetzt “Elternzeit” ist. Sie darf gerne den Besuch noch begrüßen, aber dann geht es ab nach oben. Nicht ohne Erklärung und die finde ich sehr einfach. “Du hast deine Spielverabredungen und wir haben unsere Verabredungen und jetzt sind die Freunde von Mama und Papa da.” Ob das klappt? Im Normalfall schon.

Jetzt könnte man vielleicht sagen, wir schließen die Kinder aus. Das sehe ich aber nicht so. Eher bin ich der Meinung, dass Kinder auch Akzeptanz lernen müssen. Dass auch andere Bedürfnisse haben und dass es sich nicht “immer nur um die Kinder drehen kann.” Das tut uns als Paar und als Individuen gut und ich glaube, davon profitieren dann auch unsere Kinder.

Finde ich also gut, was dieser Gastwirt macht? Meine ehrliche Antwort: Das muss ich gar nicht. Ich glaube, meine Kinder finden es auch nicht gut, wenn sie abends nicht dabei sein dürfen. Aber sie müssen lernen es zu akzeptieren. Ich für mich persönlich kann akzeptieren, dass es einzelne Lokale (und ich glaube, das sind in Deutschland sehr wenige) gibt, die die Entscheidung treffen, dass es abends eine kinder-frei Zone geben soll. Dass dieser einzelne Laden jetzt in einer Urlaubsregion liegt, die sich vorwiegend auf Familienurlaub spezialisiert und sich dazu noch “Omas Küche” (was ja Enkel impliziert) nennt, lässt mich vielleicht eher schmunzeln. Das hätte ich vielleicht eher einem Lokal im 23. Stock in Hamburgs City zugetraut, aber gut.

Ich als Mama bin froh, dass es viele Angebote wie Familienhotels gibt. Es Lokale gibt, die Hochstühle und Wickeltische anbieten. Die Malstifte auf dem Tisch liegen haben, die von Eltern besucht werden. Wo Kinder im Besonderen willkommen sind.
Heute hat unser 3-jähriger, gut erzogener Sohn einen richtig großen Trotzanfall bekommen – mitten im Restaurant lag er auf dem Boden. Ich war ehrlich gesagt froh, dass es in einem Familienhotel passiert ist und ja, ich kann durchaus nachvollziehen, wenn andere Leute es schlechter aushalten können als ich, wenn ein 3-jähriger immerzu “nein, nein, nein” brüllt.

Ich kann also akzeptieren, dass es neben Familienhotels auch Adults-Only Hotels gibt und nein, ich kann mich der Entrüstung im Netz über dieses Lokal nicht anschließen. Ich wünsche mir sehr ein kinderfreundliches Umfeld, glaube aber, dass dies nur durch Akzeptanz geht. Dass Familien mit Kindern akzeptiert und geschätzt werden, aber eben auch andere akzeptieren. Denn was ich für mich erwarte, muss ich doch auch anderen entgegenbringen. Sonst wird das, glaube ich, nichts.


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