Letzte Woche bin ich dann auf der Suche nach einem Kleid für eine Hochzeit mal wieder eingetaucht in das Mysterium Einzelhandel. Da freut man sich selbst auf einen Einkaufsbummel und man denkt der gemeine Einzelhandel freue sich auch, dass man mit Kaufabsicht bei ihm im Laden steht und nicht vor dem Rechner – aber Fehlanzeige. Aber von vorne.
Ich shoppen gern. In Läden, in wirklichen Läden. Verrückt, oder? In jedem Fall ist es gegen jeden Trend. Seitdem ich Mama bin, bleibt für so etwas einfach wenig Zeit. Meist shoppe ich wie wohl die meisten Eltern im Internet. Ja, hier kommen die Woche über viele Pakete an. Das ist vielleicht nicht gerade der richtige Weg für die Umwelt, sich alles vor die Haustür karren zu lassen und somit auch nicht gerade das richtige Verhalten von Eltern, aber es ist praktisch. Es kostet weniger Zeit und zumeist hat man auch die größere Auswahl.
Aber wie gesagt: ich gehe einfach gerne in Geschäfte und gerade in Hamburg gibt es ne Menge toller kleiner Läden. Ich also los letzte Woche. Wegen des Babys wollte ich nicht länger als zwei Stunden weg bleiben, also hier in der Nähe schauen. Das Einkaufserlebnis in großen Kaufhäusern niemanden, aber auch wirklich niemanden Verkäuferähnlichen zu finden, kennt wohl jeder und auch die Antwort, wenn man denn dann mal jemanden gefunden hat: “Das macht meine Kollegin.” Das rübergebracht natürlich ohne Blickkontakt und offensichtlich nicht willens einem weiter zu helfen. Kennt man. In den kleinen Läden sollte das aber doch anders sein, oder? Ganz Mutti guck ich NATÜRLICH nicht nur für mich. Kleine Kinderläden gibts ja in diesem Stadtteil zu Hauf. Ich habe einen konkreten Wunsch, so konkret, dass ich im Netz wohl nur auf den “Bestellen”-Button hätte klicken müssen. Aber ab in den Laden. Warten bis die Verkäuferin frei ist – ok. Fragen nach einer anderen Farbe – für die Verkäuferin nicht ok. Fragen nach einer anderen Größe – für die Verkäuferin doppelt nicht ok. Frage ob man das aus dem anderen Laden in diesen liefern könnte – große Erleichterung darüber, dass ich den Laden wieder verlasse.
Aber eigentlich wollte ich ja auch ein Kleid für mich. Und tattaaaa! Ich habe auch eins gefunden, sau schön. Und um ehrlich zu sein sogar ein zweites. Ist ja Sommer, da kann man Kleider brauchen. Ich lege diese also zu Kasse mit den Worten, die sollen es sein, ich schaue mich noch einmal um. Etwas irritiert stelle ich fest, dass die Dame schon mal alles in eine viel zu kleine Tüte packt. Keine Frage, ob ich noch was Bestimmtes suche oder ähnlich, obwohl ich allein im Läden bin. Dann entdecke ich meine Traumtasche! Zwar in etwas größer, als das Teil, was ich kürzlich hier auf der Straße bei einem Mädel gesehen hatte, aber genau das Design. Die Marke kenne ich. Frage an die Verkäuferin, ob sie eben diese noch kleiner und mit Lederriemen haben. Antwort nein. Ok sage ich, dann bestelle ich die einfach im Netz – wie gesagt, die Marke ist keine kleine. Darauf die Verkäuferin: Sie würden die auch bald wieder haben. Ich gehe also zur Kasse, will bezahlen und bitte sie meinen Namen für die Tasche aufzuschreiben. Das heißt für mich: ich bestelle nicht im Netz, sondern komme nochmal wieder – in ihren Laden. Antwort der Verkäuferin: ja, sie könnte den Namen aufschreiben, aber da sollte ich besser so öfter mal vorbeischauen, anrufen würden sie meist dann doch nicht. Da wären zu viele Zettel. Äh, was? Ja, treibt sie aus dem Laden, die Kaufwilligen, vor allem ruft sie besser nicht an, vielleicht haben die ja schon woanders gekauft! Letzteres die Befürchtung meinen Gegenübers. Wundern tut mich das mittlerweile nicht mehr. Ich spare mir auch darauf hinzuweisen, dass ich wenn ich die Tasche online bestelle nicht nur darüber informiert werde, wann diese eintrifft, sondern diese auch nach Hause gebracht wird. Aber klar, ich mache gerne mehrere Gut-Glück-Versuche in ihrem Laden: Nicht. Letzter Versuch: an den Servicegedanken des Einzelhandels appellieren. Wie gesagt, ich habe gerade zwei Kleider gekauft. Dies nicht unbedingt für 3,50 Euro. Ich sagte, ob man mir noch etwas von dem Geschäftsgeschenkpapier (welches in zwei minimum 100 Meter Rollen hinter ihr hängt) einpacken könnte. Antwort: Nein. Ich bin mehr als verdutzt. Das lässt sie wohl auch mit einer Erklärung starten. Sie hätte jetzt allen gesagt (es handelt sich also vermutlich um die Inhaberin), dass sie kein Geschenkpapier mehr rausgeben dürfen (äh, ja, ich habe gerade etwas gekauft) und schließlich würden sie hier ja auch alles einpacken, sogar Halstücher für 5 Euro!
Ich verlasse nach wie vor etwas ungläubig den Laden. So richtig auf den Schirm kriege ich es erst später und dann ärgere ich mich. Ärgere ich mich über diese unverschämten Verkäufer, die keinen Bock auf Leute in ihrem Laden haben, keinen Bock was rauszusuchen, keinen Bock anzurufen und die offensichtlich arrogant genug sind zu denken, dass die Kunden eh schon wieder kommen. Sorry, es gibt auch viele andere, aber ich muss sagen: ich shoppe erstmal wieder online!