Neulich sprach mich meine 3-jährige Tochter an: “Maaaama?”-“Ja.”-“Manche Kinder haben zwei Mamas, ne?!” Da war ich doch ganz schön baff. Nicht, dass sie nicht auch sonst ‘n ziemlich plietsches Mädel ist, aber offenbar hat was stattgefunden und damit meine ich da draußen. Wie sonst kann ich mir erklären, dass meine gerade 3-jährige thematisiert, dass es auch gleichgeschlechtliche Eltern gibt? Da wir bisher mit ihr noch nicht darüber gesprochen haben, muss es ihre Umwelt gewesen sein und für Lütti ein offensichtlich recht normales Thema. Toll, denke ich!
Unsere Welt ist im Wandel. Unsere Kinder werden ganz anders aufwachsen als wir. Davon bin ich überzeugt. Kürzlich las ich in der Nido etwas von einem Kinderbuch. Die lesbische Mailänder Autorin Francesca Pardi schreibt in ihrem Buch “Kleines Ei” über ein Ei, was sich, bevor es schlüpft, die Frage stellt: „Was ist eine Familie?“ Es schaut sich unterschiedliche Familien an. Als erstes eine Kaninchenfamilie mit Mutter, Vater und drei Kindern, dann zwei Katzenmamas mit einem Kätzchen, ein alleinerziehendes Nilpferd, zwei homosexuelle Pinguinmännchen mit zwei Kindern und so weiter. Durch Italien ging ein Aufschrei. Die rechtspopulistische Forza Italia rief sogar zur Bücherverbrennung auf. Womit sie nicht gerechnet hatte, war wohl die Reaktion der Papstes. Der Spiegel schreibt: Papst Franziskus ließ einen Brief an die Autorin versenden, in dem es heißt: “Seine Heiligkeit ist dankbar für die aufmerksame Geste und für die Gefühle, die sie ausgelöst hat.” Er hoffe auf mehr fruchtbare Aktivitäten im Dienste junger Generationen und zur Verbreitung menschlicher und christlicher Werte. Der Brief ist unterzeichnet von Peter Brian Wells, ein Diplomat des Heiligen Stuhls.
Ich persönlich bin jetzt weder Anhänger der katholischen Kirche, noch besonderer Fan der Institution Papst. Allerdings ist mir sein weltlicher Einfluss durchaus bewusst und aus diesem Grunde kann ich nur meinen Hut vor diesen Worten ziehen.
Es ändert sich also was, es tut sich was. Und wie ist die Situation in Deutschland? Bei uns gibt es seit 2001 eine Eingetragene Lebenspartnerschaft. Diese ermöglicht zwei Menschen gleichen Geschlechts die Begründung einer Lebenspartnerschaft. Umgangssprachlich wird diese Lebenspartnerschaft ‘Homo-Ehe’ genannt.
Aber wie werden aus Frau & Frau oder Mann & Mann nun zwei Mamas oder zwei Papas? Das ist schwierig. Die Rechtslage immer noch angestrengt.
Möglich ist gleichgeschlechtlichen Paaren seit 2005 die Stiefkindadoption. Allerdings können Lebenspartner ein Kind nicht gemeinsam adoptieren. Adoptiert ein Lebenspartner ein Kind alleine, ist, wie bei Ehegatten, die Einwilligung des anderen Teils erforderlich. Wir sind hier nicht gerade Vorreiter. Gemeinsame Adoption durch gleichgeschlechtliche Paare sind in folgenden Ländern inzwischen erlaubt: Andorra, Belgien, Dänemark, Frankreich, Großbritannien, Irland, Island, Kroatien, Luxemburg, Malta, Niederlande, Norwegen, Österreich (ab 2016), Schweden, Spanien und Portugal (ab 2016). Weltweit: Kanada, Südafrika, Israel, Argentinien, Brasilien, Neuseeland, Uruguay, Kolumbien sowie Teilgebieten Australiens, der USA und Mexikos erlaubt (siehe Wikipedia).
Dann hätten zumindest Frau & Frau ja noch die Möglichkeit der künstlichen Befruchtung. Wie sieht das bei uns aus? Verworren sage ich nur. Siehe Wikipedia: Verpartnerte lesbische Paare gelten vom Familienstand her als nicht ledig, sie werden aber gerichtlicherseits auch nicht als verheiratet bewertet, sondern bilden einen eigenen Familienstand “verpartnert”. Nach Ansicht des Lesben und Schwulenverbands in Deutschland ist die künstliche Befruchtung verpartnerter Frauen in Deutschland nicht verboten.
In Deutschland gibt es Ärzte, die bei Alleinstehenden oder Frauen mit Partnerin Inseminationen durchführen. Alleinstehende Frauen oder lesbische Paare können zudem im Ausland, etwa in Dänemark, im Vereinigten Königreich oder in den Vereinigten Staaten, mit Hilfe einer Samenbank schwanger werden.
Auf dem Hebammenblog findet sich die Kinderwunschgeschichte eines Lesbischen Paares. Da bleibt einem so ein bisschen die Spucke weg.
Auch wenn es mithin sehr schwierig ist sie zu bekommen, es gibt die Kinder mit zwei Mamas und zwei Papas. Und wie sich ihr Alltag so gestaltet, welche Reaktionen sie aus dem Umfeld bekommen oder wie weit Deutschland wirklich ist, das erzählt uns bald meine Freundin Dani vom Blog Siebenkilopaket. Sie ist nämlich Mami von einem zuckersüßen Sohn UND da gibt es noch eine zweite Mami. Ich freu mich schon sehr drauf!