Babys schlafen anders, aber wie? – ein Experteninterview

Jennifer Buri ist Fachberaterin für Emotionale Erste Hilfe und Basis Bonding Kursleiterin. Ich habe Sie im Rahmen der Angebote der Elternschule kennengelernt und wusste ihre angenehme Art und Umgang mit Kindern UND Eltern gleich zu schätzen. Da sich bei mir viele Kommentare zum Thema Schlafen gesammelt haben, habe ich mich ziemlich gefreut, als Jennifer mir ein Interview zugesagt hat. Und dieses Interview, das war wirklich toll! Denn Jennifer gehört zu den Menschen, von deren angenehmer Art man sich gleich liebevoll umschlossen fühlt. Ihr Logo stimmt – auch für Erwachsene

Jennifer, du hältst viele Vorträge zum Thema Babys schlafen anders. Kannst du kurz zusammenfassen was anders meint?1521379_706890939321287_1333330030_n

Erst einmal ist die Erwartungshaltung eine ganz andere. Was passiert, wenn ein Baby einzieht, das erwartet man nicht. Auch erwartet man vielleicht, wenn das Kind mal durchschläft, dass das jetzt der Durchbruch ist. Nein. Das Schlafverhalten ändert sich. Immer und immer wieder und es ist völlig anders als das von Erwachsenen. Wichtig vorab zu wissen ist, dass Babys im Mutterleib keine Tiefschlafphasen haben. Wenn sie auf die Welt kommen, schlafen die meisten Babys lange und viel, aber nicht tief. Das müssen sie erst lernen und brauchen dabei unsere Unterstützung.

Was brauchen Babys dafür?

Unser Kinder brauchen vor allem eins: Sicherheit! Das Gefühl von Sicherheit erfahren sie durch Begrenzung, durch Nähe oder Körperkontakt. Man kann sich das ganz einfach bei einem selbst vorstellen. Man schläft am besten im eigenen Bett, hier ist der Geruch vertraut und schöner ist es auch, wenn der Partner daneben liegt. Baby können sich nur durch weinen/quengeln oder Bewegung bemerkbar machen. Sie haben ein ganz natürliches Sicherungssystem. Sie brauchen die Nähe zur Bezugsperson, diese ist ihr Schutzfaktor. Viele Kinder schlafen deshalb auch über Tag nicht gut alleine, sondern brauchen den Körperkontakt zum Einschlafen.

Über Tag möchte mein Baby eigentlich nicht mehr trinken. Nachts möchte es aber am liebsten die ganze Zeit bei Mama dauernuckeln. Woran könnte das liegen?

Das wirft natürlich die Frage auf, ob sich das Baby nachts etwas holt, was es tagsüber nicht bekommt. Wenn es nachts richtig trinkt und/oder lange Wachphasen hat, dann kann auch der Rhythmus verkehrt sein.

Bei uns trinkt das Baby nachts nicht so richtig, sondern nutzt mich eher als menschlichen Schnullerersatz.

Vielleicht sind eure Tage voll. Gerade Geschwisterkinder laufen oft über Tag so mit. Machen alles mit. Die Mutter hat viel zu erledigen und es gibt wenige wirkliche Ruhephasen von Mutter und Kind. Hier hilft es die Tage umzugestalten. Sich und dem Kind zum Beispiel eine richtige Mittagspause zu gönnen. Wo man sich gemeinsam hinlegt. Die Mutter vielleicht auch mal eine Stunde schläft. Das hilft auch Kraft zu sammeln, physisch und psychisch. Ab dem zweiten Lebenshalbjahr ist es wichtig Ruhe und einen Rhythmus in das Leben vom Baby zu bringen. Das ergibt sich meist  durch die Einführung der Beikost ein wenig automatisch.

Ich fühle mich ertappt. Ja, CJ läuft viel mit und Mama hat eigentlich auch immer was zu erledigen. Also ist er Nachts entschuldigt?

Nein, Babys brauchen ab dem zweiten Lebenshalbjahr nachts eigentlich keine Nahrung mehr. Ich halte allerdings überhaupt nichts von sogenannten Schlaftrainings, wo man das Kind schreien lässt und immer wieder rausgeht und wiederkommt. Das Baby ist verständlicherweise verwirrt. Über Tag kommt man immer angelaufen, wenn was ist und nachts nicht? Das ist unverständlich. Ich glaube aber auch, dass Tränen und Weinen dazugehört. Babys haben einfach wenig Möglichkeiten sich zu regulieren. Tränen gehören dazu. Wichtig ist, sein Baby nicht allein zu lassen mit den Tränen. Es ist wichtig für das Baby da zu sein, durch Körperkontakt oder durch Tragen. Wichtig ist, dass wir Eltern die Tränen aushalten, mit dem Kind.

Mir fällt das ehrlich gesagt ziemlich schwer. Wenn mein Baby weint, könnte ich nach einem anstrengenden Tag gleich mit weinen und ich fühle mich als würde ich dem Kind etwas verwehren. Ist es da richtig, dass mein Mann übernimmt?

Bei solchen Situationen sollte man sich fragen, wo das herkommt? Warum fühlst du dich, als würdest du ihm die Milch verwehren? Was ist dein Thema? Vielleicht wurde dir als Kind etwas verwehrt?
Auf das Kind bezogen kann ich sagen, dass es oft wirklich besser ist, wenn die Väter da manchmal übernehmen. Sie sind hier oft souveräner, weil nicht schon ein anstrengender Tag mit dem Kind hinter ihnen liegt. Die Mutter war schon den ganzen Tag da, ist manchmal angespannt und der Punkt des Zubettbringens kann das Fass zum Überlaufen bringen. Oft denkt man dann selber schon, das klappt doch eh nicht, dann stille ich lieber wieder in den Schlaf. Der Vater hat da viel mehr Zuversicht und das braucht das Kind. Das Baby fühlt sich sicher. Das stärkt die Bindung zum Papa und auch seine Kompetenz. Er traut sich mit dem Kind allein zu bleiben. Dass er es selbst hinkriegt. Wichtig ist hierbei, dass die Mutter sich im Hintergrund hält. Bitte keine guten Ratschläge geben. Papas müssen hier die gleichen Versuchs- und Irrwege gehen wie wir und was bei Mama gut ist, muss bei Papa nicht gut sein und anders herum. Kinder können hier klar zwischen Bezugspersonen unterscheiden. 

Ich darf also meinem Kind sagen, nein, jetzt darfst du nicht am Busen nuckeln, ihm das verwehren?

Ja, im zweiten Lebenshalbjahr ist das eine altersgerechte Zumutung. Natürlich darf das Kind sagen, das ist blöd und Tränen gehören da dazu. Aber er lernt sich auch ohne Busen zu beruhigen. Das ist ganz wichtig für die Selbstregulation. Es geht hier gar nicht darum abzustillen. Es geht darum, auch nein zu sagen, wenn es nicht um die Nahrung geht. Und dieses Nein sagen, dass müssen wir Eltern lernen und auch lernen mit denTränen umzugehen. Das wird nämlich noch lange so weiter gehen.

Ja, genau richtig. Meine Tochter ist drei Jahre alt. Ich weiß ganz genau, was für ein Tränenschwall kommt, wenn ich klar bei nein bleibe. Und ja, ich helfe ihr mit ihren Tränen umzugehen und dabei bei meinem Nein zu bleiben. Wie setze ich dieses allerdings jetzt bei meinem Baby um?

Oft hilft es für ein paar Nächte auszuziehen. Die Mutter ist konditioniert darauf bei dem kleinsten Pieps vom Kind aufzuwachen. Der Vater hat einen viel tieferen Schlaf. Es ist ganz normal, dass ein Baby nachts häufiger wach wird. Wacht es zum Beispiel zwischen zwei Tiefschlafphasen kurz auf, ist die Mama sofort wach – das Baby dann auch und will an die Brust. Papa schläft meist einfach weiter und so denkt das Kind es ist alles in Ordnung, es ist jemand da, ich fühle mich sicher und kann weiter schlafen. Papa ist meist der bessere Co-Sleeper und der Mama tut es gut mal ein paar Stunden am Stück zu schlafen. Eins muss aber defintiv gesagt sein: die ersten Nächte werden anstrengend, aber schon bald stellt sich ein neuer Rhythmus ein. 

Das hat mir jetzt schon ganz viel geholfen. Kannst du noch ein bisschen was von deinem Angebot erzählen?

Ich halte zum einen Vorträge zum Thema Babys schlafen anders. Dieser dauert 1,5 Stunden und ist für Eltern meist eine tolle Erfahrung. Gerade weil sie hier mal sehen, dass es anderen ganz genauso geht. Es wird übrigens bei keinem Thema so viel gelogen wie beim Kinderschlaf. Wer sich über meinen neuen Termine erkundigen will, kann mir auch sehr gerne eine Mail senden. Außerdem findet ihr mich bei facebook.
Ich biete auch individuelle Termine an. Telefonberatung mache ich auch schonmal, aber eigentlich erst, wenn ich die Klienten auch schon mal gesehen habe, da ich im persönlichen Termin Körper- und physiotherapeutisch arbeiten kann.
Ich bin ausgebildete Emotionale Erste Hilfe Beraterin. Mich und meine Kollegen deutschlandweit findet ihr hier.

Ich muss ganz ehrlich sagen, mir hat diese Gespräch gut getan, mir Zuversicht gegeben und viele nützliche Tipps im Umgang mit Baby CJ. Ich freue mich schon darauf sie anzuwenden und mir bleibt eins zu sagen: ein ganz, ganz großes Danke an Jennifer!


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