Wir haben es getan! Nach drei Jahren Für und Wider, Gefühls-Auf und -Abs, großen Motivationsschüben und noch größeren Rückschlägen. Nach viel Was-wäre-wenn-Freude und dicken Tränen, weil es doch mal wieder nicht geklappt hat:
Jetzt ist es soweit, wir wohnen in einem Haus mit Garten und wenige Meter weiter beginnt das Feld. Trotzdem kann ich mit dem Rad in die Stadt fahren. Ja, ist das noch Hamburg? Nein, das ist es nicht.
Als unsere Tochter so ungefähr ein Jahr alt war (also vor gut 3,5 Jahren), hat es angefangen: Die Sehnsucht nach mehr Grün. Zu diesem Zeitpunkt erst einmal gar nicht die Sehnsucht nach einer eigenen Haustür, sondern “nur” nach einem Garten. Gerne weiterhin direkt in der Stadt. Denn direkt in der Stadt, da habe ich jetzt die letzten 12 Jahre gewohnt. Mitten in der Großstadt. In den sogenannten In-Vierteln. Erst direkt in der Schanze, dann schnell in Altona. Von hier aus habe ich ordentlich den Kiez unsicher gemacht und mein Leben zwischen cooler Agentur, Party und Cafés extrem genossen. Auch als wir irgendwann nach Eimsbüttel gezogen sind, wohnten wir noch fußläufig zur Schanze. Um genauer zu sein glaube ich ca. 600 Meter zu Fuß zum Schulterblatt. Das fand ich sogar mit dem ersten Kind noch ziemlich hip. Mit Kinderwagen durch die coolsten Läden, nett Kaffee trinken und wenn, ja wenn dann der Babysitter mal da war, saßen wir quasi 5 Minuten nach Ankunft direkt in einem netten Restaurant. Eben alles um die Ecke.
Als Kind Nummer eins dann anfing zu laufen, fand ich das Ganze nicht mehr so cool. Stets überfüllte Bürgersteige, Wohnungslose, Hipster (oder anders beschrieben: Leute, die wohl zu cool sind auf Kinder Rücksicht zu nehmen) und extremer Verkehr. Also dann lieber direkt auf einen der vielen umliegenden Spielplätze? Ich war von Anfang an nicht die Spielplatz-Mama und werde das auch nicht werden. Ich mag Spielplätze nicht sonderlich. Die Hamburger Spielplätze mit ihrem staubigen Kies schon gar nicht. Also bin ich so oft es ging mit den Kids rausgefahren.
Ja, das geht in Hamburg ganz gut. Es gibt den Zoo – Hagenbeck’s, für den wir immer eine Dauerkarte hatten. Den Altonaer Volkspark, das Niendorfer Gehege, die Elbe mit ihrem tollen Strand und auch den Staatsforst Klövensteen. Was man sich aber erst vorstellen kann, wenn man es denn dann macht: Solche Ausflüge heißen immer Tasche packen und dann lange im Auto sitzen. Auch wenn die Entfernungen grundsätzlich nicht sooo weit sind, sind die Straßen immer voll. Mein Gott, was hat mich das oft genervt.
Wir haben also gesucht. Anfangs nach einem Haus zum Kaufen, dann auch nach einem Haus zur Miete. Erst nur in Hamburg und als sich dort nicht wirklich was ergab, auch in unserer Heimat. In den letzten 3,5 Jahren hätten wir beinahe ein Haus in einem Hamburger Stadtteil gekauft, beinahe eins gemietet. Ich war bei beiden SEHR enttäuscht. Einfach weil wir bei beiden Immobilien soooo nah dran waren. Bei dem Haus zum Kaufen ging es sogar schon um einen Notartermin. Ja, ich war sehr traurig. Aber irgendwann war ich auch froh. Froh, weil wir beide als Paar festgestellt haben, dass wir nicht die Richtigen sind für einen Vorort in einer Stadt in der wir nicht groß geworden sind. In einem Vorort, zu dem keine sozialen Bindungen bestehen, die sich dann wohl rein über die Kinder entwickeln würden und wo die Stadt, so wie wir sie kennen und lieben, für uns einfach zu weit weg ist.
Letztlich haben unsere sozialen Beziehungen, nämlich die zu langjährigen Freunden und Familie und die Lebensqualität für uns als Familie dazu geführt, dass wir uns für einen anderen Wohnort entschieden haben. Weit weg von unserer Herz-Heimat Hamburg, aber nah an unseren Wurzeln. Die Suche nach Job, Kinderbetreuung und Wohnung oder Haus war unheimlich anstrengend und wir haben nicht nur einmal fast wieder aufgegeben, weil die Kräfte nicht mehr reichten. In den letzten Wochen sind wir über uns hinausgewachsen. Haben es mit sehr viel Unterstützung von unseren Freunden geschafft, dass wir unser Ziel erreichen: Ein Aufwachsen unserer Kinder im Grünen.
Wir haben für beide Plätze in einem kleinen, ganz tollen Kindergarten bekommen und eine Woche vor dem Umzug durften wir unserem Umzugsunternehmen sogar eine neue Adresse mitteilen: Von der angedachten Wohnung doch in ein Haus mit Garten am Feldrand.
Nun sind wir da. Zuhause. Wir sind alle sehr gespannt, was die nächste Zeit so bringen wird. Und obwohl Hamburg wohl immer fest in unserem Herzen bleibt und wir Gott sei Dank auf Grund unserer lieben Freunde in Hamburg und auch beruflich viel in der Hansestadt sein werden, bin ich unglaublich froh und glücklich, dass unser Leben eine andere Wendung genommen hat.
Ich möchte die letzten zwölf Jahre nicht missen. Ich liebe Hamburg, seine Bewohner und das Leben in dieser schönen Stadt. Aber für uns als Familie gehört zu unserm Glück gerade etwas anderes und wir hoffen, dass wir es hier finden. Und wer weiß, vielleicht werden unsere beiden Hamburger (Geburtsort Hamburg) ja irgendwann wieder in diese Stadt ziehen.
Aber als ich das Lütti heute sagte, meinte sie, sie wisse ja, wo sie wohnen wolle: In einem Schloss – sie wolle ja schließlich, O-Ton: “Prinzesinnin” werden. Und Schlösser und Pferde – davon gibt es hier genug :-)