“Stell dich nicht so an!” – Mama allein zu Haus

Kürzlich habe ich auf Instagram ziemlich ehrlich geschrieben, dass es eine Zeit in meinem Mama-Dasein gab, da hat mir die bloße Erwähnung von Stefan, er würde den Abend auswärts verbringen, bereits die Tränen in die Augen getrieben. Tränen vor Panik, dass ich es nicht schaffe, die zwei Kinder ins Bett zu bringen.

Solche Abende spielten sich oft so ab, dass erst das Baby nicht zu beruhigen war, dann das Kleinkind. Wahrscheinlich auch, weil ich es angemotzt habe. Das Kleinkind meine ich. Weil ich gesagt habe, jetzt ab ins Bett! Weil sie nicht eingeschlafen ist, das Baby auch nicht. Weil ich immer zwischen Schlaf- und Kinderzimmer hin- und hergerannt bin. Weil ich irgendwann kopflos war. Und nervenlos. Weil durchwachte Nächte mit Babys hart sind und lange Tage mit Kleinkind kräftezehrend. Nein, ich habe diese Zeit nicht vergessen. Und auch nicht, wie peinlich es mir war, wenn ich meinen Mann “wieder nach Hause zitierte”. Einfach weil es nicht mehr ging. Ich habe die Gedanken “der anderen” in meinem Kopf durchgespielt. Habe gedacht, da steht bestimmt: “Stell dich nicht so an!”

Ja, ich habe diese Zeit nicht vergessen. Habe nicht vergessen, wie verzweifelt ich war, und auch nicht, wie ich mich geschämt habe. Habe selbst gedacht, ich wäre die größte Versagermutter.

Als ich diesen Text auf Instagram gepostet habe, war das Feedback unglaublich. Öffentlich und vor allem auch in privaten Nachrichten. Sooo viele Mamas, die sich so fühlen oder fühlten wie ich. So viele Mamas, die nicht das sehen konnten, was sie leisten, sondern das, was sie vermeintlich nicht schaffen. Viele wie ich, die meinen, sie könnten die Gedanken der Aussenwelt lesen, die schlechten. Eine Nachricht ist mir aber ganz besonders aufgefallen:

Du sprichst mir aus der Seele. Mein Mann ist als Musiker auch viel weg. Und wie oft ich geheult habe und auch angerufen habe er soll heim kommen. Und immer dachte ich die anderen Frauen schaffen es doch auch irgendwie. Bis mir mein Mann mal erzählt hat, heut ist der x heim, weil seine Frau angerufen hat… wir sitzen doch alle irgendwie im gleichen Boot. Die einen verstecken es nur besser

Und dieser Kommentar ist Gold wert! Was ist denn eigentlich, wenn wir uns vorstellen, überall gibt es Mamas wie uns? Und wenn wir uns vorstellen, überall gibt es dazu auch Väter? Also solche, denen ihre Frau mal ehrlich gesagt hat, was zuhause abends los ist, oder noch besser: die auch mal zurückzitiert wurden? Hand auf Herz: Ich glaube, wenn im Umfeld meines Mannes mal ein junger Vater nach Hause zur Familie müsste um zu helfen, dann würde dieser und seine Frau von ihm wohl nur eines ernten: Verständnis.

Und wenn wir Mütter es nicht verstecken würden, dass wir auch mal an unser Grenzen kommen? Dass eben nicht alles perfekt läuft? Heute könnte mich jeder auf dem kurzen Dienstweg mal eben anrufen, wenn er sein(e) Kind(er) nicht alleine ins Bett kriegt oder eben sonst kurz vor dem Durchdrehen ist. ICH KENNE DAS! Nein, ich sage das direkt noch meinen beiden Freundinnen, beide Babymütter. Ich glaube, proaktiv aufeinander zuzugehen, das ist wohl das Beste. Egal ob es die Nachbarin, Schwester oder Freundin ist. Oder eben “die Frau von…”


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