Hallo kleiner Bruder – wann kommst du?

Almost 40. Schwangerschaftswoche. Hier liegen teilweise die Nerven schon etwas blank. Es kann ja nun jeden Moment losgehen. Das geht auch an unserer 2,5-jährigen Tochter nicht vorbei. Ich stelle mich, wenn ich an die Zukunft mit unseren beiden Kindern denke, von denen mir zumindest der Charakter von einem oder besser einer bereits bekannt ist, hier auf folgenden Szenarien ein:
Entweder die kommenden 10 Jahre herrscht hier eine klare Diktatur, welche klar weiblich geprägt ist, Fans und Anbeter duldet, aber bestimmt keine Wiederworte und man für den Jungen höchstens hoffen kann, dass sich die Gesellschaft bis zum Erreichen seines Erwachsenenalters so gedreht hat, dass eine ebensolche Kindheit Vorteile hat.
Oder es ist Krieg. Mord und Todschlag. Hassliebe. Und wir haben keinen Keller. Wie ich jetzt darauf komme? Ich habe auch eine Schwester, die 2,5 Jahre jünger ist. Ich weiß, wovon ich spreche. Der Keller war zwar ein Spielkeller, aber wir haben dort ziemlich viel Zeit mit Nachdenken verbracht. Dass dies nicht nur meine kindliche Erinnerung ist, hat sich am Wochenende wieder bestätigt. Mein Vater zu Besuch, die Tochter aufmüpfig, ich genervt und an meinen Vater die Frage, wie er das nur mit uns ausgehalten hat. Antwort: der Keller, da hörte man erstmal nix. Aha.

So meine Negativbefürchtungen. Die letzten Monate haben hier aber ein bisher völlig anderes Bild gezeigt. Mit dem Baby werden schon jetzt alle möglichen Dinge geteilt. So werden auf meinen Bauch Rosinen und Zootierkekse mit den Worten „für meinen Bruder“ gelegt. Wer jetzt denkt, die isst dann die Mama, damit die den Bruder im Bauch auch erreichen: Pustekuchen. Da achtet die Kleine sehr genau drauf. Morgens werden reihum alle begrüßt, mir die Bettdecke vom Bauch gezogen und Küsse verteilt. Auch wird „unser Baby“ bei fast allen Aufzählungen von ihr genannt. Es werden Kuscheltiere gebracht und der Bauch kriegt Streicheleinheiten. Da darf sich noch nicht mal der Papa einmischen. Das ist schon wirklich richtig, richtig Zucker und da denke ich: Das Baby hat einfach die beste große Schwester der Welt.

In den vergangen Tagen macht sich aber auch ein bisschen Angst breit. Und das neben mir (ja danke, habe schon eine Geburt hinter mir und weiß, worauf ich mich einlasse) auch bei unserer Tochter. In der letzten Woche haben wir besprochen, dass es auch sein kann, dass Mama und Papa nachts los müssen, wenn das Baby rauskommen möchte und sich dann Freunde um sie kümmern. Papa würde sie dann am nächsten Tag abholen. Schweigendes Zuhören, aber an dem Punkt ‘und dann holt Papa dich’, gleich die Frage „Und was ist mit Mama?“. Am nächsten Tag die Frage, ob ich sie denn am Nachmittag überhaupt vom Kindergarten abholen würde. Und nachts, wenn sie nun mal aufwacht, kann Papa noch so sehr versuchen sie zu beruhigen, solange Mama nicht wirklich in Gestalt neben ihrem Bett steht, wird hier niemandem geglaubt, dass die wirklich noch da ist. Gestern Abend dann eine wirklich rührige Szene. Papa soll am Bett bleiben und sie streicheln bis sie eingeschlafen ist und dabei teilt sie dann mit ihm auch ihre Ängste „Papa, du und Mama sollt nicht mit dem Baby ins Krankenhaus fahren.“ Also kleiner Bruder, wann kommst du? Es fühlt sich gerade so an, als könnten wir hier nicht mehr lange warten.

 

 

 


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