Ein drittes Kind? – und all die Fragen in meinem Kopf

“Ich will eine Mama werden!” tönte es kürzlich von der Rückbank von unserem da noch 3-jährigen Sohn. Wahrscheinlich für ihn der einzige Ausweg, sich seinen Wunsch zu erfüllen. Er wünscht sich nämlich schon seit langem ein Baby. Mittlerweile ist er sogar beim Geschlecht großzügig. Wünschte er sich lange immer eine kleine Schwester, darf es mittlerweile sogar ein Bruder sein. Das mag auch daran liegen, dass zwei seiner Kindergartenfreundinnen kleine Brüder bekommen haben.

Komme ich ihm mit Gegenargumenten zu einen dritten Kind, hat er direkt gute Ideen, dass wir das doch schon hinkriegen. Also er stehe nachts auf (tut er ja sowieso ;-)) und das Baby darf auch bei ihm im Bett schlafen. Er kümmert sich schon. Also alles gut? Kann losgehen? Wäre da nicht mein Kopf.

Ein drittes Kind muss eine Beziehung schaffen können

Das gilt bestimmt nicht für alle Paare, viele bekommen ja mittlerweile auch vier Kinder. Für uns weiß ich aber: ein drittes Kind, das muss unsere Beziehung erstmal schaffen können. Wir hatten hier nie die klare Rollenaufteilung. Wir haben immer beide gearbeitet, versuchen uns den Familienalltag gleichberechtigt aufzuteilen. Was sich so toll anhört, ist im Alltag oft eine ganz schöne Organisation:

  • Wer bringt die Kinder heute?
  • Wer holt ab?
  • Wer organisiert den Nachmittag?
  • Wer “darf” heute länger arbeiten?
  • Wer hat die Infos aus der Kita?
  • Hat er sie auch an den anderen weitergegeben?
  • Mit wem sind die Kinder diese Woche wann verabredet? Wer organisiert das?
  • Wer macht die Wäsche?
  • Wer geht heute einkaufen?

Keine klare Rollenaufteilung zu haben, bedeutet Organisation. Und wie das beim Organsieren so ist, es geht auch mal was schief. Dann gibt es Streit. Mittlerweile haben wir es ganz gut geregelt. Wir haben ein Planer. Keins der Kinder ist noch von einem Elternteil so abhängig, dass man sich nicht auch die Arbeitszeit anteilig aufteilen könnte. Mit einem Baby wäre das anders. Ein Baby wird gestillt, ein Baby wird getragen – manchmal nächtelang.

Paarzeit

Wir wollen auch Zeit nur miteinander verbringen. Seien es im Alltag einfach Abende, oder vielleicht auch mal ganz wild wegfahren. Nur wir zwei. Daran denken wir jetzt zum ersten Mal. Nach 6 Jahren. Mit einem Baby wäre das wieder in weite Ferne gerückt.

Unsere beiden Kindern bleiben mittlerweile gut, auch über Nacht, bei Tanten oder Oma. Der Babysitter oder Oma und Opa können auch gut abends mal auf sie aufpassen. Aber drei Kinder, eins davon ein Baby, ich glaube irgendwie, das wird nicht klappen mit alle mal abgeben.

Klar. Praktisch kann und wird das Baby dann natürlich bei uns bleiben. Aber wo bleiben wir dann?

Ein drittes Kind muss man sich leisten können

Darüber denke ich ehrlicherweise auch nach. Ich bin selbst mit vier Geschwistern groß geworden. Wir konnten mit BAföG studieren und ja, aus mir ist auch was geworden. Trotzdem denke ich darüber nach, ob es wirklich gerecht ist den Kindern gegenüber, sich drei leisten zu wollen?

  • Werden sie den Hobbys nachgehen können, die sie wollen?
  • Werden sie sich das wünschen können, was sie wollen?
  • Werden wir noch so in den Urlaub fahren können?
  • Was ist, wenn alle in die Ferienfreizeit wollen? Reiterurlaub machen? Können wir uns das leisten?
  • Was ist mit dem Führerschein?
  • Was ist, wenn alle studieren wollen?

Ja, ich habe mal gesagt, dass wenn ich eine große Erbschaft gemacht hätte oder sowieso aus reichem Elternhause käme, ich längst ein drittes Kind hätte oder schwanger wäre. Natürlich weiß ich nicht, ob das stimmt, aber ja, beim dritten Kind denke ich zum ersten Mal über finanzielle Fragen nach. Ja, klar sollte man die Entscheidung nicht davon abhängig machen, aber ich für mich finde es schon wichtig, sich darüber Gedanken zu machen.

Werde ich noch allen gegenüber gerecht?

Zeit ist endlich, auch die von Eltern. Und ja, wenn ich meine Zeit durch mehrere Kinder teile, bleibt weniger für den einzelnen. Ich bin kein Verfechter einer Erziehung alles für die Kinder möglich zu machen. Jedoch versuche ich ihnen beiden einzeln gerecht zu werden. Auch bin ich nicht der Meinung, dass Kinder jedem Tag zu einem anderen Hobby gekurvt werden müssen, jedoch soll es ihnen auch möglich sein, dem was ihnen Spass macht nachzugehen. Mit zwei Kindern, die sich mittlerweile beide verabreden und Hobbies nachgehen, ist das manchmal schon nicht einfach. Mit einem Kind mehr wird es das definitiv auch nicht. Wie gesagt, ich komme sogar aus einer kinderreichen Familie. Aber selbst bei “nur” uns drei kleinen Mädels, war es defacto nicht möglich jedem voll gerecht zu werden.

Warum ist das so? Dieses Gedanken machen?

All diese Fragen habe ich mir bei den ersten beiden Kindern nicht gestellt. Vielleicht weil wir gar nicht von Anfang an drei Kinder wollten. Vielleicht weil der Altersabstand diesmal viel größer ist. Ich oder wir wieder an der “Freiheit” geschnuppert haben. Aber warum stelle ich mir diese Frage nach einem dritten Kind dann überhaupt? Warum haben sich meine Wünsche geändert?

Was ich vor dem ersten Kind nicht wusste, ist, was so ein Kind bedeutet. Für mich wirklich absolutes Glück. Ich kann mir nichts Schöneres vorstellen als eine Mama zu sein. Ja, klar bin ich schon eine. Eine zweifache sogar. Mittlerweile kann ich mir aber eben manchmal sogar sehr gut vorstellen, auch eine dreifache zu sein. Aber ich weiß auch, dass das Glück nicht wächst mit der Anzahl seiner Familienmitglieder. Also ja oder nein jetzt? Ich weiß es einfach noch nicht.


* Mit Sternchen gekennzeichnete Links sind Affiliate/Provisions-Links (zB für Amazon): Falls ihr über diesen Link etwas kauft, bekomme ich eine Provision. Für euch ist der Preis natürlich gleich!