Die Töpfchenfrage oder bei uns: Kampf um den Keramikgott

Bei uns daheim ist Kriegsstimmung. Grund dafür ist der Keramikgott – andernorts auch Klo genannt. Unsere Kleine ist mittlerweile gute 2,5 und ich habe mir ja lange den Tag herbeigesehnt, an dem sie sagt: „Ich brauche keine Windel mehr.“ Der kam bis heute nicht. Allerdings habe ich mit einigen Mitteln versucht ihr die Sache schmackhaft zu machen. Ganz Mädel ist das In-Aussicht-Stellen von schicker Unterwäsche immer eine gute Idee und so kamen die neuen Sets aus Unterbux und Hemdchen auch sehr gut an! Natürlich habe ich gesagt, dass diese nur von großen Mädchen angezogen werden können, die keine Windel mehr tragen. Nun kommt also nicht der Satz „Ich brauche keine Windel mehr“ sondern „Ich will eine Unterhose“. Vielleicht nicht unbedingt eine pädagogisch wertvolle Erziehungsmethode (Feedback dann gern in die Kommentare), aber zumindest eine, die bei uns funktioniert.

Allerdings will Madame nicht auf das für sie vorgesehene Töpfchen, sondern nur auf die Toilette. Ok. Alles, was recht ist, damit die Sache läuft. Wir haben also einen dieser Doppelbrillensitze, bestehend aus einer kleinen und einer große Klobrille. Alles in weiß. Das war nicht einfach zu bekommen, sage ich euch. Einkaufstipp hier: Tchibo.

Unser eigentliches Problem liegt aber woanders und das ist die gerechte Verteilung der Klobesuche. Nicht untypisch für eine Altbauwohnung liegen Bad und Toilette getrennt. Im Bad befindet sich das Töpfchen der Madame, direkt in Wickeltischnähe. Also gut zu erreichen und man kann auch sehen ob was drin ist. Dies auch dahingehend wichtig, da unsere Tochter immer behauptet, es wäre was gekommen. Wahrscheinlich auch, um einen Aufkleber abzuziehen. Hier nämlich ausgeklügeltes Belohnungssystem: Aufkleber für Pischi oder Kack. Fragen wie „Gibt es auch für Pups einen Aufkleber?“ müssen leider mit “Nein” beantwortet werden.

Nun will sie ja aber nicht auf das Töpfchen. Sie will nur und ausschließlich aufs Klo. Und da sitzt sie nun. Anfangs wollte ich es ihr ja noch nett machen und habe den Wasserhahn aufgedreht. Ihr wist schon, dann läuft es besser. Brauche ich aber nicht mehr, denn sie sitzt wohl einfach gerne auf dem Klo. Ganz wichtig: die Tür muss geschlossen sein. Platzt sie selbst fast immer rein, wenn man drauf sitzt, hält sie für sich gerne das private Geschäft hoch. Seit neuestem hat ihr Klobesuch aber noch eine Steigerung erlebt: sie liest. Sie liest in aller Ruhe und gerne auch einen Haufen Bücher (Anmerkung der Reaktion: zwischendurch wird immer Nachschub aus dem Kinderzimmer geholt). Das hat zur Folge, dass Nr. 4 der Thronfolge, als er gestern nach Hause kam, sich fast in die Hosen gemacht hat, da Madame Sitzung hatte. Das Ganze fand seine Steigerung, als ich nackelig vor der Toilette stand, um kurz vor der Badewanne nochmal aufs Klo zu springen. Wer saß da schon? Klar, Madame. Nicht willens den Keramikgott zu verlassen. Mit Engelszungen auf sie eingeredet. Fehlanzeige. Ich sah mich schon auf dem giftgrünen Ikea-Töpfchen sitzen – da hat mein Mann beherzt zugegriffen. Unter Protestgeheul wurde Lütti vom Klo gezogen. „Ich will aufs Klo, ich will aufs Klo!!!“ Tränen. Wie gesagt: Altbau. Ich will nicht wissen, was die Nachbarn denken. Ob wir sie ähnlich wie in eine Zwangsjacke in die Windel fesseln???

Wie heißt es noch so schön: Der Klügere gibt nach oder der Stärkere gewinnt. Und eure persönlichen Toilettenerfahrungen so?


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