Das ist für mich Zuhause – zu Gast bei Berlinmittemom

Heute öffnet Anna DIE Berlinmittemom ihre Türen für uns. Denn sie hat gerne Gäste. Oft ist das Haus voll mit Freunden von ihnen und ihren drei Kindern. Sie kocht köstliche Gerichte und stellt sie dampfend in großen Schalen auf den Tisch. Dieses Bild beschreibt auch gut ihren Blog und ihre Texte. Warm und offen. Schon sehr häufig hat sie mich mit ihren Artikeln so berührt, dass das ein oder andere Tränchen geflossen ist. Und selbst mit diesem Interview zu ihrem Zuhause schafft sie das wieder. Dieses mitnehmen. Zudem wohnt sie noch wunder-, wunderschön! Danke Anna, dass du bei meiner Gastbeitragsreihe dabei bist!

Heimat oder Zugezogen?

Zugezogen in Berlin, aber ganz und gar angekommen. Als wir vor ziemlich genau 14 Jahren hier ankamen, dachten wir, dass wir innerhalb der nächsten drei Jahre zurück ins Rheinland gehen würden. Jedenfalls setzten wir alles daran. Wir waren wegen des Jobs von meinem Mann hierher gezogen und hatten ein sechs Wochen altes winziges Mädchen im Gepäck – unser erstes Kind. Mir war nach allem, aber nicht nach einem Neuanfang in einer fremden Stadt, zumal unser beider Herzen sehr für’s Rheinland schlagen: meine Heimat, wo unsere beiden Familien leben. Und doch wurden es die schönsten Jahre, der wunderbarste Start in ein neues Leben als Familie und die ganz große Liebe zu dieser Stadt – Berlin. Wenn ich nicht muss, ziehe ich hier nicht mehr weg.

Stadt oder Land?

Definitiv Stadt! Ich kann mir nichts anderes mehr vorstellen nach 14 Jahren in Berlin und muss sagen, ich kriege vor allem in Vororten oder sehr ruhigen Stadtteilen zum Beispiel meiner Heimatstadt Koblenz regelrecht Beklemmungen, wenn da um 21h alle Bordsteine hoch und die Rolläden runtergehen.

Wir lieben das lebendige Treiben in der Großstadt, die Vielfalt und dieses Grundsummen und den Puls der Metropole. Gerade Berlin ist aber dabei sehr familienkompatibel: die vielen Parks und Grünflächen sind ein wunderbarer Kontrapunkt und es gibt einfach die perfekte Infrastruktur. Was ich persönlich vor allem an Berlin so mag: dass meine Kinder mit einem hohen Grad an Diversität aufwachsen. Sie sehen alle Sorten Menschen, die es gibt. Alte, junge, dicke, dünne, schwarze, weiße, braune und gelbe, arme und reiche, Männer, Frauen und Transgender, Menschen mit und ohne Behinderung, sie hören unzählig viele Sprachen und kenne Moscheen, Synagogen, Kirchen und buddhistische Tempel. Dass sie das so lebendig erfahren können, liegt auch an dieser Stadt. Es sorgt neben unserer Erziehung und unseren wichtigsten Grundwerten, die wir ihnen vorleben dafür, dass ihr Horizont weit ist. Und dafür bin ich Berlin dankbar.

Clean oder Kitsch?

Wahrscheinlich eher Kitsch. Ich mag es gerne clean und weiß und auch minimalistisch, aber bei anderen. Ich selbst lebe mit Bücherstapeln neben meinem Bett, geerbten Teppichen auf dem Parkett, Kunst an der Wand und bunten Kissen auf der Couch und ich möchte es nicht anders haben.

Allerdings kann ich Nippes jeder Art nicht ausstehen und habe auch keinen Sammeltick, abgesehen von der Kunst. Ich mag es aber einfach, wenn man sieht, wer in einem Haus l e b t. Ich muss gestehen, dass ich viele der auf Instagram gut dokumentierten Wohntrends stinklangweilig finde: alles in weiß, alle mit demselben Flokati oder dem Lammfell auf demselben Stuhl, alle mit den schwarz-weißen Drucken und dem Kupferkonfetti an der Wand, alle mit demselben String-Regal im Wohnzimmer und denselben Sukkulenten auf dem Küchentisch. Das finde ich wohntechnisch fürchterlich uninspiriert.

Bei uns mischt sich Geerbtes und Altes mit Neugekauftem und Funden auf irgendwelchen Reisen. Die meisten Dinge haben eine Geschichte und sei sie auch noch so kurz.

Und wenn das Kitsch ist: meinetwegen!

Teuer oder günstig? 

Ich muss sagen, die meisten Möbel in unserem Haus sind eher teuer gewesen. Das liegt aber in erster Linie daran, dass wir keine Trendkäufer sind, sondern dass die zentralen Möbelstücke wie der große Esstisch oder die Bibliothekswand oder unsere geliebte Couch Klassiker sind, mit denen wir seit zehn Jahren leben und wahrscheinlich noch mal genauso lange leben werden. Die müssen was aushalten, schließlich leben wir hier zu Fünft. Und dann dürfen sie eben auch was kosten, schließlich werden sie nicht in zwei Jahren wieder ausgetauscht.

Dasselbe gilt für die Antiquitäten, die wir besitzen und die wir zum großen Teil geerbt haben und dann haben aufarbeiten lassen. Das sind Erbstücke, die Geschichten erzählen und von denen ich hoffe, dass die Kinder sie mal übernehmen, wenn sie mit erben an der Reihe sind. Also die Möbel und die Geschichten dazu.

Viele unserer Alltagsgegenstände sind dagegen allerdings eher günstig: unser Geschirr für jeden Tag ist fast komplett von Ikea, ebenso solche Gebrauchsgegenstände wie Handtücher, Bettwäsche und diverser Kleinkram.

Dein Lieblingsplatz?

Wenn ich alleine im Haus bin? Das Wohnzimmer. Ich liebe den Blick nach draußen in den kleinen Garten und das Licht in den hohen Räumen. Dann sitze ich gerne auf “meinem” Platz auf dem Sofa und lese oder arbeite und genieße die Atmosphäre.

Wenn alle zu Hause sind? Mein Schlafzimmer. Da ist es kühl und ein bisschen dämmrig, ich habe meine liebsten Bücher um mich und Lieblingsbilder an der Wand, und ich kann mir auch die Decke über den Kopf ziehen, wenn ich nichts mehr hören möchte.

Im Sommer? Auf dem Balkon. Ich mag den Blick über die Straße oder in den Garten und natürlich das Gefühl, draußen zu sein, obwohl ich mitten in der Stadt bin. Ich arbeite oft dort draußen, wenn das Wetter es zulässt.

Und die wichtigste Frage: Was macht eure Wohnung/Haus zu eurem ZUHAUSE? Oder was wäre für dich und deine Familie jetzt das perfekte Zuhause? Oder wohnt ihr schon darin?

Für uns ist unser Haus ganz klar unser perfektes Zuhause. Hier sind alle drei Kinder (bisher) großgeworden, hier sind wir als Familie zu fünft zusammengewachsen und haben sehr viel Schönes erlebt, Geburtstage und andere Feste gefeiert, uns gehalten, wenn wir traurig waren und uns gestärkt, wenn wir Angst hatten. Im Garten haben wir unsere Meerschweinchen begraben und nach dem Tod meiner Mutter die Hortensien aus ihrem Garten eingepflanzt – hier atmet alles unsere Geschichte und ist geprägt von der Liebe, die hier lebt. Und genau das ist es, was dieses Haus zu einem, zu unserem Zuhause macht.


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