Brief an meinen neugeborenen Sohn

Vor neun Monaten kamst du in mein Leben. Wie ein Knall. Ein Knall, mit dem man so gar nicht gerechnet hat und dann zusammenzuckt. Wohin all die Stimmen, die sagen mit dir ist nicht zu rechnen? Ich kann es nicht glauben, mache drei Tests mit immer dem gleichen Ergebnis. Irgendetwas muss da sein. Und da bist du, auf dem Ultraschall ist klar dein Herzschlag zu sehen. Wie ein Wunder. Ein Wunder, mit dem niemand gerechnet hat. Ich kann an dieses Wunder nicht so recht glauben. Vertraue meinem Körper nicht. Bestimmt bleibst du nicht. Also besser keine Beziehung zu dir aufbauen. Selbstschutz.
Aber du bleibst. Mit dem Kopf durch die Wand. Machst dein Ding. Ich bin mir sicher, dass da ein kleiner Junge in mir sitzt. Einer, dem alles um ihn herum scheißegal ist. Einer, der der Welt den Stinkefinger zeigt und sagt: hier bin ich. Und richtig, das bist du.

Neun Monate sitzt du unter meinem Herzen. Erträgst so manche Tränen und zeigst mir immer wieder, ‘Hallo, ich bin da und ich will zu euch kommen’. Du lässt dich nicht beirren. Und dann kommt irgendwann der Tag. Der Tag, an dem ich mich auf dich freuen kann, so richtig freuen kann. Rückhaltlos, ohne Zweifel, ohne Ängste.

Vor ein paar Tagen hast du nun entschieden, es ist soweit, Zeit, dass wir uns in die Augen schauen können. Zeit, dass wir uns in den Arm nehmen. Unter der Geburt habe ich oft daran gedacht, was wir beide schon geschafft haben. Dabei war ich unheimlich glücklich. Glücklich dich nun bald in den Armen halten zu können, glücklich, dass du in mein Leben getreten bist und ich habe angefangen uns als richtiges Team zu sehen. Mama und Sohn. Und dieses Team habe ich unter der Geburt auch laut angefeuert mit “Wir schaffen das!!!” Und genau das meine ich so auch: mein kleiner Sohn, wir schaffen das!

Auch wenn es manchmal vielleicht nicht so laufen wird, wie wir es uns wünschen. Dass wir unglücklich sind, obwohl wir glücklich sein sollten. Dass wir traurig sind, obwohl doch immer auch Grund zur Freude da sein wird. Dass sich manchmal ein Streifen SchwarzWeiß in den Farbfilm mischt.

Diese Tage gerade, die sind so voller Glück, voller Freude, voller bunter Farben – aber vor allem so voller Liebe. Ich liebe dich einfach wie verrückt. Deine weichen Haare, deine zarte Haut, deinen Geruch. Deine kleinen Füße, deine kleinen Hände. Du winziges Wesen, du kleines Päckchen. Mein Herz geht auf, wenn ich dich im Arm habe, wenn du auf meinem Oberkörper liegst, wenn ich dich stille, wenn du mich anschaust, wenn du schläfst, wenn ich deine kleinen Hände halte, ach, einfach wenn du da bist.

Du bist für mich ein ganz, ganz großes Glück. Für mich und unsere ganze Familie. Ich kann mein/unser Glück gerade noch gar nicht so richtig fassen. Was ich anfassen kann, dass bist du, unser kleines Wunder. Und bei einem bin ich mir ganz ganz sicher, auch wenn es manchmal vielleicht nicht so laufen wird, wie wir es uns wünschen, die Liebe zu dir ist unermesslich.


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