31. Schwangerschaftswoche, schon bald sind wir nun zu viert.
Das hat mir in den vergangenen Wochen und Monaten ganz unterschiedliche Gefühle
ausgelöst. In jedem Fall ganz andere als bei der ersten Schwangerschaft. Als Mutter
und bestimmt auch Vater fragt man sich, wie alles werden wird. Klar, das fragt
man sich beim ersten Kind auch. Natürlich weiß man auch da nicht, was auf einen
zukommt. Aber diesmal ist es anders. Diesmal gibt es noch eine dritte Person,
für die sich alles ändern wird. Das beginnt mit der Frage „Wann ist der ideale
Zeitpunkt für ein zweites Kind?“ Schlaue Leute wie Professor Harmut Kasten,
Familienforscher, sagen: es sollten drei Jahre zwischen den Geburten liegen.
Dann würden die Kinder den Kindergarten besuchen und wären emotional selbstständiger.
Heute gehen allerdings viele Kinder schon mit einem Jahr in den Kindergarten.
Sind sie also früher emotional selbstständiger? Wenn man unsere Tochter (knapp
2,5 Jahre) nach Ihrer Selbstständigkeit fragen würde, würde die klar mit „jaaaa!“ antworten. Ihrer
Meinung nach kann sie alles selbst und „will!!!“ auch alles machen. Das dauert
im Normalfall nur etwa doppelt so lang und treibt uns Eltern manchmal fast in
den Wahnsinn. Die Selbstständigkeit hört auch definitiv auf, wenn es um die
Töpfchen-Frage geht. Ich glaube diese ist in diesem Alter eine der Fragen, die
alle Eltern umtreibt. Wann werden wir (Achtung! Familien-Wir!) die Windel los,
wann wird das Kind trocken? Klar stellt sich diese Frage umso mehr, wenn man
bald zwei Kinder im Wickelalter hat. Die Frage nach der Selbstständigkeit kann
also nicht klar beantwortet werden.
Wie ist es aber mit der emotionalen Selbstständigkeit?
Wir staunen jeden Tag wie groß unsere Kleine schon geworden ist. Was sie jetzt
alles kann, was für eine eigene Persönlichkeit sie geworden ist, mit starkem
Willen, vielschichtigen Gedanken, verrückten Ideen. Und trotzdem ist sie
irgendwo auch noch unser Baby, gefühlt erst gestern geboren, braucht unseren
Schutz, unsere Hand, die sie führt, unsere Worte, die ihr die Welt erklären.
Werde ich mich aufteilen können? Werde ich ihr eine genauso gute und aufmerksame Mutter sein können, wenn das
Baby da ist? Werde ich weiterhin die Zeit finden mit ihr tolle Ausflüge zu
unternehmen, Buden zu bauen, unter der Bettdecke Geschichten lesen, ausführlich
zu kuscheln und zu schmusen?
Wie wird das Leben zu viert werden? Manchmal bin
ich unsicher. Klar sprechen wir Eltern darüber, bereiten uns vor. Aber ja, da
gibt es diesmal noch einen dritte Person und diese schafft es am allerbesten
meine Zweifel wegzuwischen. Ist für mich als Mutter die zweite Schwangerschaft
im Alltag lange nicht so präsent wie die erste, denkt unsere Tochter wohl sehr
häufig dran. Sie kommt in den unmöglichsten Situationen auf das Baby. Diese
Woche schließe ich zum Beispiel die Tür um den Staubsauger nicht zu hören: „Ist
das dem Baby zu laut?“. Ich stolpere und es zieht im Bauch: „Ist was mit dem
Baby?“ Am Strand auf Kuba singt sie dem Bauch „Hänschen Klein“ vor. Sie
krabbelt ins Bett und muss als erstes dem Baby die Spieluhr aufziehen und sie auf meinen Bauch legen. Täglich will sie fühlen, ob das
Baby strampelt. Fragt, ob es wach ist, legt das Ohr auf den Bauch um zu
hören. Gibt ihren Hasen Hops für das Baby wenn der Gurt im Auto auf den
Bauch drückt. Kurz, sie freut sich sehr auf ihr Geschwisterchen und für sie
gehört es irgendwie schon zur Familie. Und genau diese Momente lassen mich meine
Zweifel vergessen und ich freue mich auf das Leben zu viert.