schreibaby Archive - SarahPlusDrei https://sarahplusdrei.de/tag/schreibaby/ Blog über Familie, Reisen, Wohnen, Style, Interior Sat, 12 Jan 2019 12:39:22 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.8 https://sarahplusdrei.de/wp-content/uploads/2017/07/apple-icon-152x152-45x45.png schreibaby Archive - SarahPlusDrei https://sarahplusdrei.de/tag/schreibaby/ 32 32 89524047 Babys schlafen anders, aber wie? – ein Experteninterview https://sarahplusdrei.de/babys-schlafen-anders-aber-wie-ein-experteninterview/?utm_source=rss&utm_medium=rss&utm_campaign=babys-schlafen-anders-aber-wie-ein-experteninterview Fri, 29 Jan 2016 19:39:23 +0000 https://sarahplusdrei.de/?p=1188 Jennifer Buri ist Fachberaterin für Emotionale Erste Hilfe und Basis Bonding Kursleiterin. Ich habe Sie im Rahmen der Angebote der Elternschule kennengelernt und wusste ihre angenehme Art und Umgang mit Kindern UND Eltern gleich zu ...

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Jennifer Buri ist Fachberaterin für Emotionale Erste Hilfe und Basis Bonding Kursleiterin. Ich habe Sie im Rahmen der Angebote der Elternschule kennengelernt und wusste ihre angenehme Art und Umgang mit Kindern UND Eltern gleich zu schätzen. Da sich bei mir viele Kommentare zum Thema Schlafen gesammelt haben, habe ich mich ziemlich gefreut, als Jennifer mir ein Interview zugesagt hat. Und dieses Interview, das war wirklich toll! Denn Jennifer gehört zu den Menschen, von deren angenehmer Art man sich gleich liebevoll umschlossen fühlt. Ihr Logo stimmt – auch für Erwachsene

Jennifer, du hältst viele Vorträge zum Thema Babys schlafen anders. Kannst du kurz zusammenfassen was anders meint?1521379_706890939321287_1333330030_n

Erst einmal ist die Erwartungshaltung eine ganz andere. Was passiert, wenn ein Baby einzieht, das erwartet man nicht. Auch erwartet man vielleicht, wenn das Kind mal durchschläft, dass das jetzt der Durchbruch ist. Nein. Das Schlafverhalten ändert sich. Immer und immer wieder und es ist völlig anders als das von Erwachsenen. Wichtig vorab zu wissen ist, dass Babys im Mutterleib keine Tiefschlafphasen haben. Wenn sie auf die Welt kommen, schlafen die meisten Babys lange und viel, aber nicht tief. Das müssen sie erst lernen und brauchen dabei unsere Unterstützung.

Was brauchen Babys dafür?

Unser Kinder brauchen vor allem eins: Sicherheit! Das Gefühl von Sicherheit erfahren sie durch Begrenzung, durch Nähe oder Körperkontakt. Man kann sich das ganz einfach bei einem selbst vorstellen. Man schläft am besten im eigenen Bett, hier ist der Geruch vertraut und schöner ist es auch, wenn der Partner daneben liegt. Baby können sich nur durch weinen/quengeln oder Bewegung bemerkbar machen. Sie haben ein ganz natürliches Sicherungssystem. Sie brauchen die Nähe zur Bezugsperson, diese ist ihr Schutzfaktor. Viele Kinder schlafen deshalb auch über Tag nicht gut alleine, sondern brauchen den Körperkontakt zum Einschlafen.

Über Tag möchte mein Baby eigentlich nicht mehr trinken. Nachts möchte es aber am liebsten die ganze Zeit bei Mama dauernuckeln. Woran könnte das liegen?

Das wirft natürlich die Frage auf, ob sich das Baby nachts etwas holt, was es tagsüber nicht bekommt. Wenn es nachts richtig trinkt und/oder lange Wachphasen hat, dann kann auch der Rhythmus verkehrt sein.

Bei uns trinkt das Baby nachts nicht so richtig, sondern nutzt mich eher als menschlichen Schnullerersatz.

Vielleicht sind eure Tage voll. Gerade Geschwisterkinder laufen oft über Tag so mit. Machen alles mit. Die Mutter hat viel zu erledigen und es gibt wenige wirkliche Ruhephasen von Mutter und Kind. Hier hilft es die Tage umzugestalten. Sich und dem Kind zum Beispiel eine richtige Mittagspause zu gönnen. Wo man sich gemeinsam hinlegt. Die Mutter vielleicht auch mal eine Stunde schläft. Das hilft auch Kraft zu sammeln, physisch und psychisch. Ab dem zweiten Lebenshalbjahr ist es wichtig Ruhe und einen Rhythmus in das Leben vom Baby zu bringen. Das ergibt sich meist  durch die Einführung der Beikost ein wenig automatisch.

Ich fühle mich ertappt. Ja, CJ läuft viel mit und Mama hat eigentlich auch immer was zu erledigen. Also ist er Nachts entschuldigt?

Nein, Babys brauchen ab dem zweiten Lebenshalbjahr nachts eigentlich keine Nahrung mehr. Ich halte allerdings überhaupt nichts von sogenannten Schlaftrainings, wo man das Kind schreien lässt und immer wieder rausgeht und wiederkommt. Das Baby ist verständlicherweise verwirrt. Über Tag kommt man immer angelaufen, wenn was ist und nachts nicht? Das ist unverständlich. Ich glaube aber auch, dass Tränen und Weinen dazugehört. Babys haben einfach wenig Möglichkeiten sich zu regulieren. Tränen gehören dazu. Wichtig ist, sein Baby nicht allein zu lassen mit den Tränen. Es ist wichtig für das Baby da zu sein, durch Körperkontakt oder durch Tragen. Wichtig ist, dass wir Eltern die Tränen aushalten, mit dem Kind.

Mir fällt das ehrlich gesagt ziemlich schwer. Wenn mein Baby weint, könnte ich nach einem anstrengenden Tag gleich mit weinen und ich fühle mich als würde ich dem Kind etwas verwehren. Ist es da richtig, dass mein Mann übernimmt?

Bei solchen Situationen sollte man sich fragen, wo das herkommt? Warum fühlst du dich, als würdest du ihm die Milch verwehren? Was ist dein Thema? Vielleicht wurde dir als Kind etwas verwehrt?
Auf das Kind bezogen kann ich sagen, dass es oft wirklich besser ist, wenn die Väter da manchmal übernehmen. Sie sind hier oft souveräner, weil nicht schon ein anstrengender Tag mit dem Kind hinter ihnen liegt. Die Mutter war schon den ganzen Tag da, ist manchmal angespannt und der Punkt des Zubettbringens kann das Fass zum Überlaufen bringen. Oft denkt man dann selber schon, das klappt doch eh nicht, dann stille ich lieber wieder in den Schlaf. Der Vater hat da viel mehr Zuversicht und das braucht das Kind. Das Baby fühlt sich sicher. Das stärkt die Bindung zum Papa und auch seine Kompetenz. Er traut sich mit dem Kind allein zu bleiben. Dass er es selbst hinkriegt. Wichtig ist hierbei, dass die Mutter sich im Hintergrund hält. Bitte keine guten Ratschläge geben. Papas müssen hier die gleichen Versuchs- und Irrwege gehen wie wir und was bei Mama gut ist, muss bei Papa nicht gut sein und anders herum. Kinder können hier klar zwischen Bezugspersonen unterscheiden. 

Ich darf also meinem Kind sagen, nein, jetzt darfst du nicht am Busen nuckeln, ihm das verwehren?

Ja, im zweiten Lebenshalbjahr ist das eine altersgerechte Zumutung. Natürlich darf das Kind sagen, das ist blöd und Tränen gehören da dazu. Aber er lernt sich auch ohne Busen zu beruhigen. Das ist ganz wichtig für die Selbstregulation. Es geht hier gar nicht darum abzustillen. Es geht darum, auch nein zu sagen, wenn es nicht um die Nahrung geht. Und dieses Nein sagen, dass müssen wir Eltern lernen und auch lernen mit denTränen umzugehen. Das wird nämlich noch lange so weiter gehen.

Ja, genau richtig. Meine Tochter ist drei Jahre alt. Ich weiß ganz genau, was für ein Tränenschwall kommt, wenn ich klar bei nein bleibe. Und ja, ich helfe ihr mit ihren Tränen umzugehen und dabei bei meinem Nein zu bleiben. Wie setze ich dieses allerdings jetzt bei meinem Baby um?

Oft hilft es für ein paar Nächte auszuziehen. Die Mutter ist konditioniert darauf bei dem kleinsten Pieps vom Kind aufzuwachen. Der Vater hat einen viel tieferen Schlaf. Es ist ganz normal, dass ein Baby nachts häufiger wach wird. Wacht es zum Beispiel zwischen zwei Tiefschlafphasen kurz auf, ist die Mama sofort wach – das Baby dann auch und will an die Brust. Papa schläft meist einfach weiter und so denkt das Kind es ist alles in Ordnung, es ist jemand da, ich fühle mich sicher und kann weiter schlafen. Papa ist meist der bessere Co-Sleeper und der Mama tut es gut mal ein paar Stunden am Stück zu schlafen. Eins muss aber defintiv gesagt sein: die ersten Nächte werden anstrengend, aber schon bald stellt sich ein neuer Rhythmus ein. 

Das hat mir jetzt schon ganz viel geholfen. Kannst du noch ein bisschen was von deinem Angebot erzählen?

Ich halte zum einen Vorträge zum Thema Babys schlafen anders. Dieser dauert 1,5 Stunden und ist für Eltern meist eine tolle Erfahrung. Gerade weil sie hier mal sehen, dass es anderen ganz genauso geht. Es wird übrigens bei keinem Thema so viel gelogen wie beim Kinderschlaf. Wer sich über meinen neuen Termine erkundigen will, kann mir auch sehr gerne eine Mail senden. Außerdem findet ihr mich bei facebook.
Ich biete auch individuelle Termine an. Telefonberatung mache ich auch schonmal, aber eigentlich erst, wenn ich die Klienten auch schon mal gesehen habe, da ich im persönlichen Termin Körper- und physiotherapeutisch arbeiten kann.
Ich bin ausgebildete Emotionale Erste Hilfe Beraterin. Mich und meine Kollegen deutschlandweit findet ihr hier.

Ich muss ganz ehrlich sagen, mir hat diese Gespräch gut getan, mir Zuversicht gegeben und viele nützliche Tipps im Umgang mit Baby CJ. Ich freue mich schon darauf sie anzuwenden und mir bleibt eins zu sagen: ein ganz, ganz großes Danke an Jennifer!

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Wie arbeiten Schreiambulanzen? – Ein Experteninterview https://sarahplusdrei.de/wie-arbeiten-schreiambulanzen-ein-experteninterview/?utm_source=rss&utm_medium=rss&utm_campaign=wie-arbeiten-schreiambulanzen-ein-experteninterview Thu, 03 Dec 2015 18:42:59 +0000 https://sarahplusdrei.de/?p=1001 Vor Kurzem hat die liebe Christin im Artikel Was heißt eigentlich Schreikind – ein Erfahrungsbericht berichtet, wie es ihr und ihrer Tochter ging. Das fand ich toll. Das fand ich mutig. Und das fand ich wichtig. ...

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Vor Kurzem hat die liebe Christin im Artikel Was heißt eigentlich Schreikind – ein Erfahrungsbericht berichtet, wie es ihr und ihrer Tochter ging. Das fand ich toll. Das fand ich mutig. Und das fand ich wichtig. Denn Christin und ihre kleine Tochter sind kein Einzelfall. Gern möchte ich an dieser Stelle ein Hilfsangebot vorstellen. Denn Hilfe, die gibt es. Es ist nur wichtig sich zu trauen. Sich Hilfe zu holen.

Ich freue mich sehr, dass Mareike Kachel von der SchreiBabyAmbulanz Hamburg und Stormarn mir einige Fragen beantwortet hat:MareikeKachel_sw

Sind Schreikinder eigentlich Einzelfälle?

Nein, in keinem Fall. Unser Zulauf ist in jedem Jahr ansteigend. Das Thema ist nicht neu, was neu ist, ist, dass es Hilfsangebote gibt. Dass es so etwas wie Schreikinder gibt, kommt immer mehr in das Bewusstsein der Menschen. 

Wie können Schreiambulanzen helfen?

Die erste Säule umfasst die Arbeit mit dem Kind. Wir wollen Eltern aufzeigen, wie sie ihr Kind beruhigen können. Das kann über die Atmung gehen, über Töne, z.B. Gesang, oder auch Massage. Es gibt völlig unterschiedliche Methoden. Kaiserschnittkinder müssen zum Beispiel sehr viel fester massiert werden.
Wir geben den Eltern positive Rückmeldungen. Sie befinden sich in einer extrem schwierigen Situation. Auch Gewaltphantasien sind völlig normal. Viele Eltern haben schon Angst vor sich selbst. Aber Schlafentzug ist einfach eine Foltermethode, unter der man extrem leidet. Wichtig ist es Auswege aufzuzeigen. Betroffene Eltern sollten in solchen Momenten das Kind sicher ablegen, zum Beispiel in die Wiege oder das Bett und rausgehen. Oft hilft es dann selbst einmal den Frust rauszuschreien, z.B. ins Kissen. Dann kann man sich der Situation wieder stellen. 

Die zweite Säule umfasst die Arbeit mit Mutter/Vater (Entspannung, Massagen, Haltetechniken, Atemübungen). Wir bieten zum Beispiel Massagen an. Mütter (zumeist sind es die Mütter, die die Kinder zu Hause betreuen) müssen erstmal selbst wieder spüren, wie sich Entspannung anfühlt.

Die dritte Säule umfasst das beraterische Gespräch (Ursachenforschung, Einbindung anderer Helfersysteme (Wellcome, Familienpaten, Familie, Freunde, Haushaltshilfen,…)
Die Eltern erzählen, wie Geburt und Schwangerschaft gelaufen sind, und wir können so mit der Ursachenforschung beginnen.
Auch versuchen wir in den Alltag Entspannung zu bringen. Wer kann z.B. kochen? Oder mal für eine Zeitlang Essen auf Rädern. Was bringt Entlastung?
Und wir wollen Raum zum Reden geben. Denn oft ist nirgendwo wirklich Platz zum Sprechen über die Situation. Bei uns können die Mütter frei erzählen. Ohne vermeintlich schlechtes Gewissen, ohne Zeitdruck.

Was kostest mich die Arbeit der Schreiambulanz?

Das ist individuell zu erfragen, da es von Bundesland zu Bundesland verschieden ist. Der Verein Rückhalt e.V. bietet über die PLZ-Suche Hilfe verschiedener Therapeuten an. In Schleswig-Holstein liegt der Eigenanteil zum Beispiel bei 10 Euro. In Hamburg gibt es einen Spendentopf. Einfach auf die PLZ-Suche gehen und den Therapeuten direkt fragen. In der Regel kann man auf jeden Fall sagen, dass meist 4 bis 5 Sitzungen ausreichen.

Mögen Sie betroffenen Eltern noch etwas mitgeben?

JA, alle Eltern tun das Beste und das ist gut genug: Das ist toll!

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Was heißt eigentlich Schreikind? – Ein Erfahrungsbericht https://sarahplusdrei.de/was-heisst-eigentlich-schreikind-ein-erfahrungsbericht/?utm_source=rss&utm_medium=rss&utm_campaign=was-heisst-eigentlich-schreikind-ein-erfahrungsbericht Thu, 05 Nov 2015 18:44:25 +0000 https://sarahplusdrei.de/?p=862 “Heute schaue ich sie an und denke: Ich habe echt ein anderes Kind.” Jeder wünscht sich den Traumstart mit seinem Kind. Jedem ist klar, dass es am Anfang auch anstrengend wird mit einem kleinen Baby. ...

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“Heute schaue ich sie an und denke: Ich habe echt ein anderes Kind.”

Jeder wünscht sich den Traumstart mit seinem Kind. Jedem ist klar, dass es am Anfang auch anstrengend wird mit einem kleinen Baby. Woran wenige denken ist, was wird, wenn das Baby ein sogenanntes Schreikind ist. Was sind denn eigentlich Schreikinder? Kinder, die unter eine Definition fallen? Was steht eigentlich hinter dem Begriff Schreikind?
Ich habe über Instagram eine Mama kennengelernt. Eine Mama, die ungefähr zur gleichen Zeit wie ich ein Baby bekommen hat. Ihr drittes Kind. Eine erfahrene Mama, eine schöne Schwangerschaft, ein Wunschkind und eine recht unkomplizierte Geburt. Alles fein. Und das war es auch:
“Mir ging’s nach der Geburt super! Alles war perfekt!”
Fünf Wochen lang und dann fing es an, das Schreien.

Wie merke ich ob mein Kind ein Schreikind ist?

“Ich habe in den ersten Wochen schon gemerkt, dass die Kleine unentspannter ist als die älteren beiden es waren. Aber da habe ich mir erstmal nicht so viel bei gedacht. Vorsichtshalber mal einen Termin beim Osteopathen gemacht. Aber das machen ja mittlerweile ohnehin recht viele. Einfach die Babys mal durchchecken lassen nach der Geburt.”

Über diese gefühlte Unentspanntheit ihres Kindes hatte Christin früh mit ihrer Hebamme gesprochen. Diese versuchte sie zu beruhigen mit Aussagen wie: jedes Kind ist anders. Das war es aber nicht allein. Zwei Tage vor dem Termin beim Osteopathen war klar, da muss schon etwas mehr sein, denn da fing das wirkliche Schreien an. Der Termin brachte allerdings nichts, außer einem Folgetermin.

“Irgendwo hätte ich mir ja gewünscht, die Osteopathin hätte was gefunden. Aber auf der anderen Seite hatte ich auch das Gefühl, dass ich mir keine Sorgen machen müsste. Vielleicht hatte sie einfach eine Regulationsstörung und braucht meine Hilfe beim Einschlafen. Nähe. Sie ist nur noch nicht richtig angekommen. Das war, was ich dachte.”

Auch beim zweiten Termin eine Woche später fand die Osteopathin nicht wirklich etwas. Was blieb, war das Schreien, dass sich nicht beruhigen können, das nicht einschlafen können. Auch zwei Kinderärzte hatte Christin ergebnislos befragt. Medizinisch sei nichts festzustellen. Mittlerweile hatte sie eine weitere Hebamme und die Schreibambulanz um Hilfe gebeten.
“Mir ging es richtig schlecht. Als es mit fünf Wochen anfing, war mein Mann ja noch zu Hause. Er hatte sieben Wochen Elternzeit. Da konnte ich mich voll um die Kleine kümmern. Er hat alle anderen Aufgaben übernommen und war natürlich auch für unsere älteren beiden Kindern da. Als ich dann ganz auf mich allein gestellt war, habe ich den kompletten Einbruch bekommen. Ich musste mir eingestehen, dass ich den Alltag nicht hinkriege.”

Wer kann mir bei einem Schreikind helfen?

Mit dem Baby ist es immer schlechter geworden und dann hat Christin das gemacht, wofür ganz vielen der Mut fehlt und was doch so wichtig ist in solchen Situationen: Freunde und Familie um Hilfe gebeten, sie mit ins Boot geholt, nicht eitel Sonnenschein für die Welt da draussen bis zum eigenen Zusammenbruch.
“Ich habe meinen Vater angerufen. Meine Eltern waren dann alle drei Tage da und das, obwohl sie 150 km weit weg wohnen. Auch Freunde habe ich ins Boot geholt. Ich habe regelrecht Termine vergeben, wer wann die Größen bespielt und sie ins Bett bringt.”
Christin hat sich Zeitfenster gesetzt. Sie hat sich einen Zeitplan gemacht und der begann morgens, indem sie die Stunden zählte, wie lange es noch ist, bis sie das Baby abends in Bett bringt und wie viele Tage es noch sind, bis sie ein für sich gesetztes Ziel erreicht hat. Bis Ende dieses Monats müssen wir noch schaffen und dann ist es gut. Noch zwei Wochen. Dann bis spätestens Mitte nächsten Monats und dann ist es sicher durchgestanden. Daran hat sie fest geglaubt. Das hat ihr Halt gegeben.

“Am Anfang hatte ich vor allem ein schlechtes Gewissen meinen Großen gegenüber und ich habe sie vermisst. Ich habe sie so vermisst, dass ich abends geweint habe, wenn ich sie mal wieder nicht ins Bett bringen konnte. Und dann wollte ich natürlich auch nicht, dass sie ihre kleine Schwester nicht mögen.”
“Aber das schlechte Gewissen habe ich abgelegt. Ich habe es positiv für die Kinder gesehen, wenn sie am Wochenende bei Oma und Opa waren und dort verwöhnt wurden. Habe mit meinen Kindern gesprochen, dass nicht alle Babys so sind und dass die Mama gerade auch manchmal traurig ist. Und sie haben das verstanden. Haben mir Kraft gegeben.”

“Ich habe einmal gesagt, die Kleine ist wie eine Zwangsweste, die mir angezogen wurde. In schlimmsten Zeiten hatte ich sie 24 Stunden auf dem Arm und habe nicht gegessen und nichts getrunken. Ich habe oft gesagt, ich kann nicht mehr. Ich habe Gott sei Dank einen Partner, der gesagt hat, du schaffst das, du hast noch Reserven!”

Was können Ursachen für ein Schreikind sein?

Christin wurde ein Allgemeinmediziner empfohlen, welcher sich auch auf manuelle Therapie und Osteopathie spezialisiert hat. Viel Hoffnung das dieser nun endlich etwas diagnostizieren würde, hat sie nicht mehr, nachdem sie nun ja bereits einige Stellen befragt hatte. Aber, er hat etwas feststellen können: das Kiss-Syndrom. Die rechte Seite war stark in der Bewegung eingeschränkt ist. Er konnte endlich helfen undzwei Wochen nach seiner Behandlung ist eine deutliche Besserung eingetreten

“Trotz allem habe ich nie dem Baby die Schuld gegeben. Ich habe immer die Situation verantwortlich gemacht. Ich weiß nicht, wie lange ich noch durchgehalten hätte. Heute genieße ich den Alltag wie noch nie zuvor. Auch wenn es mal einen schlechten Tag oder eine schlechte Nacht gibt. Dann denke ich: Pahh, nur eine Nacht!”

Was kann ich bei einem Schreikind tun?

Ich habe Christin gefragt, was sie Eltern raten würde, die in einer ähnlichen Situation sind. Ihr haben verschiedene Dinge geholfen.

  • mögliche Ursachen medizinisch abklären lassen, dabei aber immer auch auf das eigene Gefühl hören
  • um Hilfe bitten – bei Freunden und Familie (auch die bloße Gesellschaft von Freunden kann helfen, damit man sich nicht so alleine fühlt) und/oder bei öffentlichen Stellen wie der Schreiambulanz und Wellcome
  • die Situation annehmen, wie sie ist, ohne die Hoffnung und den Anspruch zu haben, das Baby immer sofort beruhigen zu können – das baut Druck auf beiden Seiten auf und laut Hebamme ist es okay, wenn Babys schreien, so lange man sie nicht alleine lässt
  • den Tagesrhythmus nach den Bedürfnissen des Babys ausrichten (aber dabei versuchen, auf ein wenig Regelmäßigkeit zu achten);Termine / Unternehmung, die einen stressen, vermeiden
  • Sich in der akuten Schreiphase EINE Beruhigungsstrategie überlegen und dabei bleiben (Tragetuch ODER Wippen auf dem Pezzi-Ball ODER Nonomo etc.) und nicht dauernd (die Position) zu wechseln (und so neue Reize zu setzen) – aber am besten eine Strategie, mit der man selbst gut leben kann. Mir tat vom vielen Tragen irgendwann so der Rücken weh, dass ich mich einfach hingesetzt, sie im Arm gewiegt und gesungen habe
  • Was zur Beruhigung beiträgt: Enge/Begrenzung (pucken, Tragetuch), Reizabschirmung, wiegen/wippen/tragen, Rausch-Geräusche (sch-Laut oder White-Noise)
  • darauf achten, dass man selbst nicht an der Situation kaputt geht (Ruheinseln schaffen, regelmäßig essen, Akupunktur, etc) und sich selbst nicht in Frage stellen

In diesen schweren Wochen stand für Christin an erster Stelle die Belastung, wenn sie an ihr kleines Baby gedacht hat. Nun macht diese Belastung einem Verliebtheitsgefühl Platz.

“Heute schaue ich sie an und denke: Ich habe echt ein anderes Kind.”

 

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