schreiambulanz Archive - SarahPlusDrei https://sarahplusdrei.de/tag/schreiambulanz/ Blog über Familie, Reisen, Wohnen, Style, Interior Sat, 12 Jan 2019 12:20:55 +0000 de-DE hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.6.2 https://sarahplusdrei.de/wp-content/uploads/2017/07/apple-icon-152x152-45x45.png schreiambulanz Archive - SarahPlusDrei https://sarahplusdrei.de/tag/schreiambulanz/ 32 32 89524047 Wie arbeiten Schreiambulanzen? – Ein Experteninterview https://sarahplusdrei.de/wie-arbeiten-schreiambulanzen-ein-experteninterview/?utm_source=rss&utm_medium=rss&utm_campaign=wie-arbeiten-schreiambulanzen-ein-experteninterview Thu, 03 Dec 2015 18:42:59 +0000 https://sarahplusdrei.de/?p=1001 Vor Kurzem hat die liebe Christin im Artikel Was heißt eigentlich Schreikind – ein Erfahrungsbericht berichtet, wie es ihr und ihrer Tochter ging. Das fand ich toll. Das fand ich mutig. Und das fand ich wichtig. ...

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Vor Kurzem hat die liebe Christin im Artikel Was heißt eigentlich Schreikind – ein Erfahrungsbericht berichtet, wie es ihr und ihrer Tochter ging. Das fand ich toll. Das fand ich mutig. Und das fand ich wichtig. Denn Christin und ihre kleine Tochter sind kein Einzelfall. Gern möchte ich an dieser Stelle ein Hilfsangebot vorstellen. Denn Hilfe, die gibt es. Es ist nur wichtig sich zu trauen. Sich Hilfe zu holen.

Ich freue mich sehr, dass Mareike Kachel von der SchreiBabyAmbulanz Hamburg und Stormarn mir einige Fragen beantwortet hat:MareikeKachel_sw

Sind Schreikinder eigentlich Einzelfälle?

Nein, in keinem Fall. Unser Zulauf ist in jedem Jahr ansteigend. Das Thema ist nicht neu, was neu ist, ist, dass es Hilfsangebote gibt. Dass es so etwas wie Schreikinder gibt, kommt immer mehr in das Bewusstsein der Menschen. 

Wie können Schreiambulanzen helfen?

Die erste Säule umfasst die Arbeit mit dem Kind. Wir wollen Eltern aufzeigen, wie sie ihr Kind beruhigen können. Das kann über die Atmung gehen, über Töne, z.B. Gesang, oder auch Massage. Es gibt völlig unterschiedliche Methoden. Kaiserschnittkinder müssen zum Beispiel sehr viel fester massiert werden.
Wir geben den Eltern positive Rückmeldungen. Sie befinden sich in einer extrem schwierigen Situation. Auch Gewaltphantasien sind völlig normal. Viele Eltern haben schon Angst vor sich selbst. Aber Schlafentzug ist einfach eine Foltermethode, unter der man extrem leidet. Wichtig ist es Auswege aufzuzeigen. Betroffene Eltern sollten in solchen Momenten das Kind sicher ablegen, zum Beispiel in die Wiege oder das Bett und rausgehen. Oft hilft es dann selbst einmal den Frust rauszuschreien, z.B. ins Kissen. Dann kann man sich der Situation wieder stellen. 

Die zweite Säule umfasst die Arbeit mit Mutter/Vater (Entspannung, Massagen, Haltetechniken, Atemübungen). Wir bieten zum Beispiel Massagen an. Mütter (zumeist sind es die Mütter, die die Kinder zu Hause betreuen) müssen erstmal selbst wieder spüren, wie sich Entspannung anfühlt.

Die dritte Säule umfasst das beraterische Gespräch (Ursachenforschung, Einbindung anderer Helfersysteme (Wellcome, Familienpaten, Familie, Freunde, Haushaltshilfen,…)
Die Eltern erzählen, wie Geburt und Schwangerschaft gelaufen sind, und wir können so mit der Ursachenforschung beginnen.
Auch versuchen wir in den Alltag Entspannung zu bringen. Wer kann z.B. kochen? Oder mal für eine Zeitlang Essen auf Rädern. Was bringt Entlastung?
Und wir wollen Raum zum Reden geben. Denn oft ist nirgendwo wirklich Platz zum Sprechen über die Situation. Bei uns können die Mütter frei erzählen. Ohne vermeintlich schlechtes Gewissen, ohne Zeitdruck.

Was kostest mich die Arbeit der Schreiambulanz?

Das ist individuell zu erfragen, da es von Bundesland zu Bundesland verschieden ist. Der Verein Rückhalt e.V. bietet über die PLZ-Suche Hilfe verschiedener Therapeuten an. In Schleswig-Holstein liegt der Eigenanteil zum Beispiel bei 10 Euro. In Hamburg gibt es einen Spendentopf. Einfach auf die PLZ-Suche gehen und den Therapeuten direkt fragen. In der Regel kann man auf jeden Fall sagen, dass meist 4 bis 5 Sitzungen ausreichen.

Mögen Sie betroffenen Eltern noch etwas mitgeben?

JA, alle Eltern tun das Beste und das ist gut genug: Das ist toll!

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Was heißt eigentlich Schreikind? – Ein Erfahrungsbericht https://sarahplusdrei.de/was-heisst-eigentlich-schreikind-ein-erfahrungsbericht/?utm_source=rss&utm_medium=rss&utm_campaign=was-heisst-eigentlich-schreikind-ein-erfahrungsbericht Thu, 05 Nov 2015 18:44:25 +0000 https://sarahplusdrei.de/?p=862 “Heute schaue ich sie an und denke: Ich habe echt ein anderes Kind.” Jeder wünscht sich den Traumstart mit seinem Kind. Jedem ist klar, dass es am Anfang auch anstrengend wird mit einem kleinen Baby. ...

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“Heute schaue ich sie an und denke: Ich habe echt ein anderes Kind.”

Jeder wünscht sich den Traumstart mit seinem Kind. Jedem ist klar, dass es am Anfang auch anstrengend wird mit einem kleinen Baby. Woran wenige denken ist, was wird, wenn das Baby ein sogenanntes Schreikind ist. Was sind denn eigentlich Schreikinder? Kinder, die unter eine Definition fallen? Was steht eigentlich hinter dem Begriff Schreikind?
Ich habe über Instagram eine Mama kennengelernt. Eine Mama, die ungefähr zur gleichen Zeit wie ich ein Baby bekommen hat. Ihr drittes Kind. Eine erfahrene Mama, eine schöne Schwangerschaft, ein Wunschkind und eine recht unkomplizierte Geburt. Alles fein. Und das war es auch:
“Mir ging’s nach der Geburt super! Alles war perfekt!”
Fünf Wochen lang und dann fing es an, das Schreien.

Wie merke ich ob mein Kind ein Schreikind ist?

“Ich habe in den ersten Wochen schon gemerkt, dass die Kleine unentspannter ist als die älteren beiden es waren. Aber da habe ich mir erstmal nicht so viel bei gedacht. Vorsichtshalber mal einen Termin beim Osteopathen gemacht. Aber das machen ja mittlerweile ohnehin recht viele. Einfach die Babys mal durchchecken lassen nach der Geburt.”

Über diese gefühlte Unentspanntheit ihres Kindes hatte Christin früh mit ihrer Hebamme gesprochen. Diese versuchte sie zu beruhigen mit Aussagen wie: jedes Kind ist anders. Das war es aber nicht allein. Zwei Tage vor dem Termin beim Osteopathen war klar, da muss schon etwas mehr sein, denn da fing das wirkliche Schreien an. Der Termin brachte allerdings nichts, außer einem Folgetermin.

“Irgendwo hätte ich mir ja gewünscht, die Osteopathin hätte was gefunden. Aber auf der anderen Seite hatte ich auch das Gefühl, dass ich mir keine Sorgen machen müsste. Vielleicht hatte sie einfach eine Regulationsstörung und braucht meine Hilfe beim Einschlafen. Nähe. Sie ist nur noch nicht richtig angekommen. Das war, was ich dachte.”

Auch beim zweiten Termin eine Woche später fand die Osteopathin nicht wirklich etwas. Was blieb, war das Schreien, dass sich nicht beruhigen können, das nicht einschlafen können. Auch zwei Kinderärzte hatte Christin ergebnislos befragt. Medizinisch sei nichts festzustellen. Mittlerweile hatte sie eine weitere Hebamme und die Schreibambulanz um Hilfe gebeten.
“Mir ging es richtig schlecht. Als es mit fünf Wochen anfing, war mein Mann ja noch zu Hause. Er hatte sieben Wochen Elternzeit. Da konnte ich mich voll um die Kleine kümmern. Er hat alle anderen Aufgaben übernommen und war natürlich auch für unsere älteren beiden Kindern da. Als ich dann ganz auf mich allein gestellt war, habe ich den kompletten Einbruch bekommen. Ich musste mir eingestehen, dass ich den Alltag nicht hinkriege.”

Wer kann mir bei einem Schreikind helfen?

Mit dem Baby ist es immer schlechter geworden und dann hat Christin das gemacht, wofür ganz vielen der Mut fehlt und was doch so wichtig ist in solchen Situationen: Freunde und Familie um Hilfe gebeten, sie mit ins Boot geholt, nicht eitel Sonnenschein für die Welt da draussen bis zum eigenen Zusammenbruch.
“Ich habe meinen Vater angerufen. Meine Eltern waren dann alle drei Tage da und das, obwohl sie 150 km weit weg wohnen. Auch Freunde habe ich ins Boot geholt. Ich habe regelrecht Termine vergeben, wer wann die Größen bespielt und sie ins Bett bringt.”
Christin hat sich Zeitfenster gesetzt. Sie hat sich einen Zeitplan gemacht und der begann morgens, indem sie die Stunden zählte, wie lange es noch ist, bis sie das Baby abends in Bett bringt und wie viele Tage es noch sind, bis sie ein für sich gesetztes Ziel erreicht hat. Bis Ende dieses Monats müssen wir noch schaffen und dann ist es gut. Noch zwei Wochen. Dann bis spätestens Mitte nächsten Monats und dann ist es sicher durchgestanden. Daran hat sie fest geglaubt. Das hat ihr Halt gegeben.

“Am Anfang hatte ich vor allem ein schlechtes Gewissen meinen Großen gegenüber und ich habe sie vermisst. Ich habe sie so vermisst, dass ich abends geweint habe, wenn ich sie mal wieder nicht ins Bett bringen konnte. Und dann wollte ich natürlich auch nicht, dass sie ihre kleine Schwester nicht mögen.”
“Aber das schlechte Gewissen habe ich abgelegt. Ich habe es positiv für die Kinder gesehen, wenn sie am Wochenende bei Oma und Opa waren und dort verwöhnt wurden. Habe mit meinen Kindern gesprochen, dass nicht alle Babys so sind und dass die Mama gerade auch manchmal traurig ist. Und sie haben das verstanden. Haben mir Kraft gegeben.”

“Ich habe einmal gesagt, die Kleine ist wie eine Zwangsweste, die mir angezogen wurde. In schlimmsten Zeiten hatte ich sie 24 Stunden auf dem Arm und habe nicht gegessen und nichts getrunken. Ich habe oft gesagt, ich kann nicht mehr. Ich habe Gott sei Dank einen Partner, der gesagt hat, du schaffst das, du hast noch Reserven!”

Was können Ursachen für ein Schreikind sein?

Christin wurde ein Allgemeinmediziner empfohlen, welcher sich auch auf manuelle Therapie und Osteopathie spezialisiert hat. Viel Hoffnung das dieser nun endlich etwas diagnostizieren würde, hat sie nicht mehr, nachdem sie nun ja bereits einige Stellen befragt hatte. Aber, er hat etwas feststellen können: das Kiss-Syndrom. Die rechte Seite war stark in der Bewegung eingeschränkt ist. Er konnte endlich helfen undzwei Wochen nach seiner Behandlung ist eine deutliche Besserung eingetreten

“Trotz allem habe ich nie dem Baby die Schuld gegeben. Ich habe immer die Situation verantwortlich gemacht. Ich weiß nicht, wie lange ich noch durchgehalten hätte. Heute genieße ich den Alltag wie noch nie zuvor. Auch wenn es mal einen schlechten Tag oder eine schlechte Nacht gibt. Dann denke ich: Pahh, nur eine Nacht!”

Was kann ich bei einem Schreikind tun?

Ich habe Christin gefragt, was sie Eltern raten würde, die in einer ähnlichen Situation sind. Ihr haben verschiedene Dinge geholfen.

  • mögliche Ursachen medizinisch abklären lassen, dabei aber immer auch auf das eigene Gefühl hören
  • um Hilfe bitten – bei Freunden und Familie (auch die bloße Gesellschaft von Freunden kann helfen, damit man sich nicht so alleine fühlt) und/oder bei öffentlichen Stellen wie der Schreiambulanz und Wellcome
  • die Situation annehmen, wie sie ist, ohne die Hoffnung und den Anspruch zu haben, das Baby immer sofort beruhigen zu können – das baut Druck auf beiden Seiten auf und laut Hebamme ist es okay, wenn Babys schreien, so lange man sie nicht alleine lässt
  • den Tagesrhythmus nach den Bedürfnissen des Babys ausrichten (aber dabei versuchen, auf ein wenig Regelmäßigkeit zu achten);Termine / Unternehmung, die einen stressen, vermeiden
  • Sich in der akuten Schreiphase EINE Beruhigungsstrategie überlegen und dabei bleiben (Tragetuch ODER Wippen auf dem Pezzi-Ball ODER Nonomo etc.) und nicht dauernd (die Position) zu wechseln (und so neue Reize zu setzen) – aber am besten eine Strategie, mit der man selbst gut leben kann. Mir tat vom vielen Tragen irgendwann so der Rücken weh, dass ich mich einfach hingesetzt, sie im Arm gewiegt und gesungen habe
  • Was zur Beruhigung beiträgt: Enge/Begrenzung (pucken, Tragetuch), Reizabschirmung, wiegen/wippen/tragen, Rausch-Geräusche (sch-Laut oder White-Noise)
  • darauf achten, dass man selbst nicht an der Situation kaputt geht (Ruheinseln schaffen, regelmäßig essen, Akupunktur, etc) und sich selbst nicht in Frage stellen

In diesen schweren Wochen stand für Christin an erster Stelle die Belastung, wenn sie an ihr kleines Baby gedacht hat. Nun macht diese Belastung einem Verliebtheitsgefühl Platz.

“Heute schaue ich sie an und denke: Ich habe echt ein anderes Kind.”

 

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