Eltern sein, Liebende bleiben – aber wie schaffe ich das bitte im Familienalltag?

Ja, ich liebe meinen Mann schon lange, sehr lange. Und ja, ich kann mich noch daran erinnern, wie es vor den Kindern war. Ich erinnere mich noch gut, wäre zu viel gesagt. Ich habe dazu auch schon einmal einen Text geschrieben: Die Sache mit der Liebe – 10 Dinge, die sich mit den Kindern verändert haben.

Ungefähr so war es damals:

  • Dates, aufgebrezelt natürlich
  • Küsse – viele. Zum Guten Morgen, Begrüßung, Verabschiedung
  • Ja, sogar ZUNGENküsse!
  • Lange Ausgeh-Abende
  • Tanzen bis zum Morgengrauen
  • Gemeinsam in der Badewanne sitzen
  • Mit Sekt sogar!
  • Unterwäsche – heiß, gerne mit Spitze
  • Unterhose, im besonderen – gerne mit so wenig Stoff wie möglich
  • Dementsprechend Waxing oder Intimrasur oder wenigstens Frisur
  • Sex – heiß, häufig, laut
  • Ständige hormonelle Verhütung also vorhanden und lohnend!

Wann sich die Sache verändert hat: Als mir im Bett die Fruchtblase sprang. [hier weiterlesen]

Das ist jetzt so ca. ein dreiviertel Jahr her. Und heute? Zu Weihnachten habe ich uns und gestern zum neuen Jahr mir vor allem eines gewünscht: mehr WIR.

Ja, auch als Familie, aber vor allem auch als Paar. Als zwei erwachsene Menschen, die eben nicht nur Eltern sind und das vor allem auch nicht nur sein wollen. In den vergangen Monaten hat sich bei uns viel verändert. Endlich sind wir in das gewünschte Haus mit Garten gezogen. Ehrlicherweise – und ich glaube so geht es den meisten Eltern – in erster Linie für unsere Kinder. Damit sie freier aufwachsen können. Damit sie im Garten toben und Ausflüge ins Feld machen können. Ja, wir Eltern haben lange nach diesem neuen Haus gesucht und ja, darüber habe ich auch geschrieben.
Tschüss City, hallo Häuschen – ein neues Zuhause für die Familie

Und ist das Häuschen nun schon Zuhause geworden und die Erfüllung aller Träume? Ich glaube wir Eltern dürfen eines nicht vergessen in unseren Überlegungen – und das sind wir selbst. Wir selbst sind nämlich eben nicht nur Eltern. Ja, die Mama in mir findet es sehr schön für die Kinder endlich viel Platz zum spielen zu haben, dass die Kinder auf der Straße mit den Rädern flitzen können und auch noch fußläufig zum nächsten Bauernhof können. Die Sarah in mir vermisst die Stadt und damit den Lebensraum, den ich vor einigen Jahren selbst gewählt haben. Völlig unabhängig von anderen Interessen, sondern eben nur meinen eigenen.

Ja, das Elternsein hat in meinem Alltag einen großen Raum eingenommen. Bestimmt maßgeblich Entscheidungen mit und ja, dass Elternsein führt in unserer Paarbeziehung auch immer wieder zu Streitigkeiten. Da könnte ich zu einer ellenlangen Liste ausholen:

  • Wer bringt die Kinder zum Kindergarten?
  • Wer kauft ein?
  • Wer kümmert sich um die Kinder, wenn sie krank sind?
  • Wer kümmert sich um die Playdates und deren Durchführung?
  • Was ist eigentlich mit Kindergeburtstag?
  • Und wer besorgt die Geschenke für die anderen Kindergeburtstage?
  • Wer steht nachts auf?
  • Wer steht nachts wieder auf?
  • Und wer beruhigt das Kind, wenn es dann doch wieder im Elternbett schläft?

Dann gibt es da noch so Kleinigkeiten wie Erziehungsfragen und andere Dinge, die ordentlich für Zündstoff sorgen. Und in diesem ganzen Wust der Organisation um ja das Wichtigste, was wir haben, nämlich unsere Kinder – sind wir nebenbei eben trotzdem:

Nicht nur Eltern, wir sind Liebende!

Und aus diesem Grunde sind wir enttäuscht, wenn uns vermeintlich keine Wertschätzung entgegengebracht wird. Kein kleines Danke, keine Geste der Anerkennung. Es fühlt sich an, als wäre das was wir tun, all die Mühen, für den Partner einfach selbstverständlich geworden. Und ich glaube in diesem Punkt müssen wir unterscheiden: In uns als Eltern und in uns als Partner.

Ja, das was wir als Eltern leisten, das mag oft als selbstverständlich gelten. Aber im Grunde tun wir es ja nicht für unseren Partner, sondern für unsere Kinder. Es ist und bleibt unsere eigene Entscheidung, wieviel wir uns selbst als Eltern wahrnehmen wollen, die sich fast ausschließlich um das Wohl unserer Kinder bemühen. Ich für meinen Teil kann sagen, dass dies bei mir in Unzufriedenheit umschlägt. Für mich ist es auch wichtig, dass wir Erwachsenen uns um unser Wohl kümmern. Im Übrigen bin ich der Überzeugung, dass dies nicht auf Kosten der Kinder geht, sondern einem entspannten Familienleben dient. Ein Familie besteht ja eben nicht nur aus Kindern – ich glaube, wir vergessen uns Eltern viel zu oft.

Was ich mir also vorgenommen habe für das kommende Jahr? Mich und meinen Mann viel öfter losgelöst von der Rolle der Mutter und des Vaters zu sehen. Streitigkeiten danach zu trennen. Denn ich liebe ja eben nicht nur den Vater, ich liebe vor allen Dingen den Mann.

Und wie soll das nun praktisch gehen? Ich glaube, man sollte sich häufiger fragen: Wer hat nun etwas davon?

  • Alle? Dann ist das besonders schön. Von dieser Familienzeit hat man besonders viel und das lädt die Akkus auf.
    Ich bin übrigens der Überzeugung, dass wir Eltern es ruhig lenken dürfen, dass wir alle etwas davon haben.
  • Die Kinder? Ja, etwas zu machen, was man selbst vielleicht nicht so mag (bei mir zum Beispiel Schwimmbad oder Spielplatz), um dem anderen ehrlich eine Freude zu machen, kann bei einem selbst Zufriedenheit auslösen. Gehe ich so an die Sache ran, bin ich nicht mehr so schnell genervt und ungeduldig.
  • Wir Eltern? Und genau das muss eben auch sein. Dass einfach mal die Erwachsenen dran sind. Öfter mal ein Babysitter, das sind natürlich Großereignisse. Aber vielleicht ist es im Alltag schon mal ein gemeinsamer Kochabend (muss es für uns im kommenden Jahr wieder viel mehr geben) oder eine gemeinsame Mittagspause ohne Kinder im Elternbett. Nein, ich bin nicht der Meinung, dass es den Kinder schadet, mal alleine früher abends Brote zu essen oder 1,5 Stunden Fernsehen zu schauen. Es muss eben auch “Elternzeit” geben. So nennen wir das hier.

Ja, auch das nächste Jahr sieht wieder einige Herausforderungen für uns vor. Ich glaube aber, wir schaffen diese nur, wenn wir uns nicht nur als Eltern wahrnehmen. Denn den Menschen, den wir lieben, der ist weit mehr als Mama oder Papa.


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