Dick, dünn, schön oder hässlich – fängt das etwa schon im Kindergarten an?

Bis vor Kurzem hätte ich darauf mit einem klaren Nein geantwortet. Meine Tochter ist vier Jahre alt und ich würde doch sagen, das ist noch ein bisschen früh für Vorurteile oder Urteile. Ich wünsche mir für sie, dass sie im Gleichgewicht bleibt. Mit sich und mit ihrer Umwelt. Aber wieviel hat das mit dem Aussehen zu tun?

Ich unterhielt mich mit einer Freundin darüber, deren Tochter im gleichen Alter ist, und sie erzählte mir, wie sie bei einem Gespräch der beiden Vierjährigen das Wort „dick“ gelauscht hatte. Irgendwie war ich richtig schockiert. Nicht, dass das Leben mit einer Vierjährigen bis dato ein Ponyhof gewesen wäre. Nein, das sicher nicht. Aber jegliche Herausforderungen wie schlimme, wirklich schlimme Trotzphasen, der immer währende Kampf ums Schlafen und natürlich auch viele große und kleinere Katastrophen waren doch immer sehr persönlicher Natur. Nun auf einmal vor einer Herausforderung zu stehen, die von der Gesellschaft geprägt ist, das war für mich völlig neu. Und ehrlich gesagt hatte ich gedacht, so etwas dauert noch ein bisschen.

Ich bin auch nicht intial mit dem Gedanken nach Hause gefahren, das mal mit meiner Tochter zu besprechen, sondern eher ist dann genau an diesem Abend wieder der Begriff gefallen: dick. Da haben wir uns mal zusammengesetzt. Eingangs mit der Frage, ob sie überhaupt wisse, was dick heißt oder wie so etwas aussähe. Ich habe nämlich in letzter Zeit auch bei Wörtern wie „geil“ gemerkt, dass sie eigentlich noch gar keine Ahnung hat wovon sie spricht. Vom Wort „dick“ haben wir zwei schon völlig unterschiedliche Bilder im Kopf. Das wurde beim drüber sprechen klar. Dann sind wir zu dem Wort „schön“ gekommen. Jeder von uns hat gesagt, was er schön findet. Das können Farben sein, Frisuren sind auch gefallen oder Kleider. Schnell war raus: Ich fand meist ganz andere Dinge schön als meine Tochter. Schönheit ist also ziemlich individuell, da hatten wir jetzt auch Bilder. Und dann haben ich gefragt, ob sie eigentlich immer Menschen mit blonden Locken mag. „Nein.“ Und dann kamen wir auf die Frage, was sie an Menschen mag und bei diesem Brainstorming sind ihr doch eine ganze Menge Dinge eingefallen. Ganz von allein. Ein paar will ich hier mal aufzählen:

  • wenn man schlau ist
  • wenn man nett ist
  • wenn man lustig ist
  • wenn man gerne abgibt
  • wenn man viel lacht
  • Scherze macht
  • wenn man gut basteln kann

All diese Dinge haben nichts mit dem Aussehen zu tuen und sind meiner Tochter selbst eingefallen für Gründe, warum sie jemanden mag. Schönheit kann einem individuell gefallen, aber mögen, mögen tue ich den Typ Mensch und den machen andere Dinge viel mehr aus als sein Aussehen.

Das war ein erstes Gespräch. Meine Tochter ist erst vier, aber ich nehme mir vor das Ganze ernst zu nehmen. Denn es ist mir sehr wichtig, ihr viel mitzugeben und dazu gehört auch eine vorurteilsfreie, nicht verurteilende Herangehensweise an Menschen und somit auch an sich selbst. Denn wer andere verurteilt wegen angeblich gesellschaftlicher Vorlieben, wegen Herkunft, wegen Aussehen, der ist der wirklich Hässliche. Der, der vom Wesen her hässlich ist. Ich möchte meine Kinder zu vorurteilsfreien Menschen erziehen. Vorurteilsfrei auch sich selbst gegenüber. Denn wer sich vom Urteil anderer abhängig macht, der kann nur unzufrieden und unglücklich werden.

 


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