Status: Winkekatze nahe der Nervenkrise und Mutter eines Krabbelkinds

Es ist wieder soweit, ich könnte aus dem Fenster springen. Gerade habe ich auch einfach mal laut geschrien. Warum? Man spricht ja davon, dass man die Wohnung im Krabbelalter kindersicher machen sollte, aber wer sichert mich eigentlich vor dem Kind? Möglich wäre auch Sicherheitsverwahrung: für den neunmonatigen Sohn.

24 Stunden aus CJs Leben: Er wacht eigentlich jeden Morgen erstmal mit Scheißlaune auf. Warum? Er will nicht aufwachen. Macht auch aus Protest die Augen erstmal nicht auf, sondern motzt vor sich hin. Dies ohnehin eine Angewohnheit, die mir als Mutter bisher nicht bekannt war.

Wird Sohnemann klar, dass jetzt wirklich alle aufstehen oder schon aufgestanden sind, es also kein Fallback gibt, ändert sich seine Gemütslage schlagartig um 180°. Ich sage nur Entdeckermodus on und das heißt für alle anderen: bringt euch und das Inventar in Sicherheit. Punkt eins der Tageordung auch schon einer der schlimmsten. Monsieur zu wickeln gleicht einem nicht zu schaffenden Unterfangen. Ich komme mir vor wie eine Aal-Dompteur. Ich würde ihn am liebsten an allen vier Gliedmaßen festbinden. Manchmal bekomme ich wenigstens einen Fuß zu fassen und halte ihn daran fest – in der Luft. Denn sobald er den Wickeltisch berührt sind seine Hände wieder an den Feuchttüchern, an den Babytüchern und er reißt sie alle einzeln raus.

Babyspielzeuge scheinen in seinen Augen der letzte, überflüssige Blödsinn. Damit soll sich doch bitte jemand anders rumschlagen. Mit einem seiner Lederpuschen im Mund beginnt er mit dem Ausräumen jedes einzelnen meiner Nagellacke. Und ich habe viele. Ebenfalls zu seinen Lieblingsbeschäftigungen gehört die Kompaktanlage im Wohnzimmer. Mit pinkem Zehenspreizer (die Dinger, die man sich beim Lackieren zwischen die Zehen klemmt) im Mund krabbelt er den ganzen Flur runter und dann sitzt DJ CJ vor der Anlage. Inmitten der ausgeräumten CDs und mit etwas Glück kriegt er die Anlage noch an. Wenn dann türlich, türlich, sicher Dicker läuft sitzt er mit rosa Zehenspreizer im Mund vor der Box, strahlt wie ein Honigkuchenpferd und wippt wie ein Duracell Häschen auf und ab.

Ansonsten liebt der Herr die Gefahr. Ich würde ihn sogar als lebensmüde bezeichnen. Alles was Kabel, Steckdosen oder auch nur einen Hauch von Elektrik an sich hat, scheint ihn magisch anzuziehen. Ich bin eigentlich nur dabei ihn vor der Lampe zu retten, an dessen Kabel er gerade zieht. Zu verhindern das er den Steckdosenschutz mit samt dem Stecker aus der Dose zieht um mal ordentlich reinzuschlecken.

Überhaupt ist der Kleine extrem oral unterwegs. Eine ganz besondere Schwierigkeit kriegt das Ganze mit einer 2,5 Jahre älteren Schwester. CJ liebt Bastelnachmittage. Da fällt für ihn einfach genug Pappe, Aufkleber und ähnliches ab bzw. runter. Wenn ich ein Hüsteln höre, weiß ich immer schon, dass ich ihm ganz schnell was aus dem Rachen ziehen muss. Beschwere ich mich dann bei Lütti über Babyspeichel überall, sagt die ganz wissend: “Du darfst ihm halt auch nicht die Finger in den Mund stecken.” Aha, danke auch.

Wenn er etwas in seinen Augen Interessantes – also Verbotenes sieht – kann er zu Höchstgeschwindigkeiten auflaufen. Nehmen wir diese Blumen. Von der einen Ecke des Wohnzimmers bis zu den Blumen in drei Sekunden. Den Mund voll mit Laugenbrötchen, eine Hand ebenfalls voll Laugenbrötchen, ist noch eine Hand frei sich ganz schnell die Blumen einzuverleiben. Da das Wort “Nein!!!!!” offensichtlich Musik in seinen Ohren ist, lacht er sich dabei noch laut scheckig. Überhaupt lacht er eigentlich den ganzen Tag und freut sich über sich selbst. Worüber im genauen? Dass er Mist macht, was anstellt, was ausräumt, was umkippt, was kaputtmacht. Das lässt sein Herz hüpfen.

Apropos Nahrungsaufnahme. Der Herr hat nur noch die nötige Ruhe zum Essen, wenn er in beiden Händen selbst was hat, und das doch bitteschön vom eigenen Teller. Heute hat er sich während des Frühstücks 10 Karottenflippis, 2 Hirsekringel und 2 Reiswaffeln reingeschoben. Warum während des Frühstücks? Dazu gab’s ein Obstgläschen. Lütti sieht sich schon immer veranlasst zu sagen: “stopf nicht so!”

Auch unsere Essgewohnheiten haben sich extrem verändert. Mittlerweile essen wir Altenheim-tauglich um 18:00 Uhr. Warum? Monsieur meint, er benötige keinen Nachmittagsschlaf und demnach ist ab spätestens 17:00 Uhr die Laune im Keller. Und da ist es wieder, das eingangs angesprochene Wutschreien. Mein Sohn weint eigentlich relativ selten. Nein, er schreit vor Wut wenn ihm was nicht passt, es nicht schnell genug geht, was verboten wird. Und dieses Schreien, das klingelt wahrlich in den Ohren. Eine Hoch-Zeit hat das zur Servierung des Abendessens. Man rührt den Reisbrei an und er fällt vor Unterzuckerung fast aus dem Stuhl – ok, 1,5 Stunden vorher wurden noch ein halbes Ostgläschen und x von diesen Bananen-/Erdbeer-Herzen weggezogen – er krakelt in jedem Fall, als würde ihm das letzte Stündlein schlagen, wenn nun nicht direkt Essen aufgenommen wird. Was dann folgt ist eigentlich die Winkekatze, denn in dieser Taktung werden die Breilöffel in den Sohnemann hineingeschoben. Ich habe schon überlegt, ob es nicht sinnvoller wäre ihm einen Zugang zu legen. Es wird ja viel über den Tennisarm gesprochen, den Breiarm, den gibt es aber mit Sicherheit auch.

Wer nun denkt, ist doch schön, dann geht der Sohnemann schön vollgefuttert früh ins Bett, dem kann ich sagen: Pustekuchen. Zwar isst Monsieur alle Mahlzeiten voll. Da heißt für ihn aber lange nicht, dass er sich nicht noch voll stillen lassen würde. Das kann dann in seinen Augen nachts stattfinden. Klar, über Tag will man ja kein Baby, sondern lieber Poser sein. Verweigert ihm die böse Mutter dann seinen Schnuckelbusen, geht er in den Protest: von mir nimmt er keine Flasche. Nö. Warum auch. Die Milchquelle sitzt ja neben ihm. Und da kann er wirklich die halbe Nacht Palaver machen, nö, da isst bzw. trinkt er lieber gar nichts, als diese Frechheit von Plastikflasche. Bin ich übrigens nicht im Schlafzimmer und übernimmt der Vater, trinkt er mit Hochgenuss und in Seelenruhe zwei Flaschen die Nacht und pennt ansonsten.

Also in diesem Sinne, es ist jetzt 19:05. Der Herr schläft seit 35 Minuten und ich habe noch etwa 4 Stunden bis es wieder heißt: Hallo, da bin ich wieder!!!! Ich bringe dann jetzt mal Lütti ins Bett.


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